Dunkel war’s, der Mond schien helle, als ein Mörder blitzesschnelle langsam sein Messer hob – doch halt, was passiert da? Wo ist das Opfer hin? Und was klafft da für ein Loch hinter dem Bücherregal?
Dieser Artikel steht ganz im Zeichen des geheimen Ganges, der schon so manchem Helden – ob in Literatur oder Realität – das kostbare Leben rettete.
Wozu Geheimgänge?
Eine Frage, deren Antwort recht einfach ist: „Um mal schnell ungesehen irgendwo hinzukommen.“ Nicht mehr und nicht weniger. Geheimgänge sind, wie ihr Name schon sagt, geheim.
Folgenden Zwecken können Geheimgänge dienen:
- Fluchttunnel: Ob aus dem Gefängnis oder aus der belagerten Burg, Geheimgänge dienten schon immer dem ungesehenen Entschwinden.
- Geheime Verbindung: Wer würde nicht gern mal seinem Nachbarn einen Besuch abstatten, ohne dass der Beobachter vom FBI vor der Tür das mitkriegt? Tunnel zwischen zwei Gebäuden sind gar nicht so unüblich, ein gutes Beispiel gibt es in Wien: Da verläuft ein (nicht mehr ganz so geheimer) Tunnel zwischen Hofburg und Bundeskanzleramt.
- Bequemerer Zugang: Welcher Fiesling stand noch nicht vor dem Problem? Man steigt einen Stollen hinab, platziert die Schatztruhe an dessen Ende und legt auf dem Weg dorthin eine Falle nach der anderen, damit auch ja niemand das Geld wieder holen kann. Aber wie wieder raus kommen? Und was tun, wenn man plötzlich Schulden hat und das Geld wieder braucht? Wäre es da nicht praktisch, einen geheimen alternativen Weg zu haben?
- Abkürzung: Ein Geheimgang kann auch einfach nur dem Zweck dienen, zwei Orte schneller miteinander zu verbinden.
- Versteck: Nicht alles soll gefunden werden. Manche geheimen Gänge führen nirgendwohin und enden in einer Kammer oder etwas vergleichbarem, wo ein verstecktes Utensil zu finden ist.
Ja, aber wie kommt denn eigentlich der Gang da hin?
Na, irgendjemand hat ihn wohl gebaut. Wer, wieso und warum, dafür hat die Fantasie keine Grenzen. Aber ein paar Anregungen:
- Der Gang wurde vom Hausbesitzer bereits eingeplant
- Der Gang ist eine Höhle, die zufällig in die richtige Richtung verläuft
- Der Gang ist ein Überbleibsel einer längst vergessenen unterirdischen Siedlung
Alles wirklich keine herausragenden Ideen, aber der geneigte Leser findet sicher eine für ihn perfekte Lösung.
Verstecke für Geheimgänge
Damit er auch geheim bleibt, ist der Eingang eines Geheimgangs meist versteckt. Die Klassiker:
- Bücherregal
- Tapete
- falsche Wand
- Unter dem Teppich
- doppelter Boden
- lockere Ziegel in der Mauer
- Falltür im Boden
- Spiegel
- Gemälde
- Wandteppich
- verschiebbarer Fels
Öffnungsmechanismen
Ob Hydraulik, Seilzüge oder nur ein Scharnier, hängt von der Größe des Einganges ab. Eine kleine Falltür kommt mit einem Scharnier aus, ein riesiger Felsbrocken muss schon von einer etwas komplexeren mechanischen Konstruktion zur Seite geschafft werden.
Wie auch immer, ein paar gängige Varianten, um den Eingang zu öffnen:
- Die Türklinke: Der Königsweg. Ist der Eingang gut genug versteckt, muss man ihn nicht besonders verschließen.
- Das Schloss: Nur der Schlüsselbesitzer kann rein, alle anderen müssen draußen bleiben.
- Spezialschloss: Hier passt kein Schlüssel, sondern ein Gegenstand, wie etwa die besondere Armbanduhr, der Kopf der eigenen Backpfeife oder eine Schlüsselkarte rein.
- Hebel: Man zieht mal schnell am Fackelhalter und schon geht die Türe auf.
- Schalter: Mal schnell gegen eine auffallende Zeichnung in der Wand gedrückt und das Bücherregal macht sich selbstständig.
- Losungswort: Wer kennt es nicht? Sesam, öffne dich!
- Code-Eingaben: Vor allem da verwendet, aber nicht nur für moderne Sci-Fi-Welten geeignet – Code-Eingaben mit einem Eingabeprinzip ähnlich der Schreibmaschine funktionieren auch über ein System aus Zahnrädern und Wellen, um bei richtiger Kombination einen Schalter zu betätigen.
Den Wandteppich habe ich schon mal in einem Roman verwendet, fällt mir ein :D. In einem anderen hatte ich, dass rein zufällig einer da war.
Zu den Klassikern gehört bestimmt auch der Kleiderschrank! Wobei viele Kandidaten für Geheimgänge auch Kandidaten für Portale zu fremden Welten sein können, fällt mir eben auf.
Siehe Narnia. Oder die russischen Zauberer-von-Oz-Bücher, in denen man auch über Höhlen nach Oz gelangen konnte.
Beim Kleiderschrank musst ich jetzt auch sofort an Narnia denken – Kleiderschränke sind dann wohl für die heutige Literatur nicht mehr unbelastet zu verwenden ;-)
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