Weltenbau-Artikel: Religion

Was haben die Bibel, Räucherstäbchen, Tom Cruise und ein fliegendes Spaghetti-Monster gemeinsam? Richtig, sie alle sind wesentlicher Bestandteil irgendeines Glaubens.

Warum Religion?

Auch wenn manch einer es nicht gerne hört: Religion gibt halt.

  • Geborgenheit: Religion dient dazu, dem Menschen das Gefühl zu geben, stets einen Freund zu haben, jemanden der auf ihn aufpasst, dem sein Schicksal nicht egal ist und den er bei Problemen aufsuchen kann (Stichwort „Gebet“)
  • Erklärungen: Besonders in mittelalterlichen Welten waren noch nicht alle Naturgesetze bekannt und die Welt war noch unerforscht, teilweise unberührt und gefährlicher. Kam Beispielsweise ein Sturm auf, gaben die alten Griechen Poseidon die Schuld, während die Wissenschaftler heut schon im Vorhinein sagen können, dass aufgrund dieses und jenes Luftstroms bald ein Gewitterchen sich zusammenbrauen wird.

Religionsformen

Auch wenn sich alle Religionen darin gleichen, dass an etwas geglaubt wird, gibt’s doch manchen Unterschied in der Anzahl der Götter:

  • Polytheismus – Vielgottglaube: Das beste Beispiel hierfür sind die schon zitierten alten Griechen, die einfach für alles und jeden einen eigenen Gott hatten. Natürlich ist ein Vorteil hiervon, dass die Götter mit einander im Streit liegen können, was beispielsweise die Sage vom trojanischen Krieg schön veranschaulicht. Negativ hingegen ist, dass man – sofern jeder Gott seinen eigenen Günstling als Helden hat – mit einer großen Menge an gesegneten „Übermenschen“ konfrontiert sein kann.
  • Monotheismus – Eingottglaube: Judentum macht’s vor, viele machen’s nach. Der Vorteil (und Nachteil) von nur einem Gott ist, dass es eben keine Streitigkeiten zwischen Göttern geben kann. Außerdem stellt sich die Frage des Grundes zur Religion, denn niemand wird an nur einen Gott glauben, wenn dieser böse und rachsüchtig ist. Angst mag ein guter Zwangsfaktor sein, aber keiner, der auf lange Sicht funktioniert. Die andere Möglichkeit ist ein liebender Gott, der jeden armen Sünder mit offenen Armen im Himmel empfängt – aber wo bleibt da der Grund, nicht zu sündigen? Und wie erklärt man Naturkatastrophen?
  • Glaube ohne Gott: Im Buddhismus praktiziert, gemeint ist der gerechte Ausgleich des Karmas. Es geht nicht darum, einem Gott zu huldigen, sondern vielmehr darum, ein gutes Leben zu führen, um den Karmakreislauf zu durchbrechen und ins ewige Nirwana einzugehen. Schafft man es nicht und hat schlechtes Karma, wird man wiedergeboren und muss es erneut versuchen.
  • Atheismus: Sie vermehren sich heutzutage wie die Karnickel – gemeint sind die, die sich von Gott abwenden und die bestreiten, dass es ihn gibt, weil sie die ganze Welt anhand von Naturgesetzen erklären können. Sie brauchen keinen Gott mehr, um einen Sturm zu erklären und behaupten daher, dass er schlicht nicht existiert. Aber auch Atheisten glauben an etwas: An die Gültigkeit der Naturgesetze.
  • Agnostiker: Agnostiker glauben zwar, dass es einen Gott gibt, aber er ist ihnen herzlichst egal.

Götterverehrung

Wo ein allmächtiger Gott, da auch seine Anhänger. Und was liegt dem frommen Anhänger näher, als den allmächtigen Gott zu preisen?

  • Loblieder: Wohl die gängigste Form der Götterverehrung. Singt ihm ein Halleluja, singt ihm ein Dankeschön, denn im Danken da liegt Segen….
  • Dankesgebete: Wer’s nicht mit dem Singen hat, der sagt es ihm halt ganz einfach.
  • Bauwerke: Ob Statuen, Schreine, die höchsten Kirchtürme – zur Verehrung von Göttern haben die Menschen schon die unterschiedlichsten, nach oben strebenden Gebäude errichtet. Mancherorts werden allerdings zu hohe Gebäude als Frevel an Gott angesehen, weil der Mensch damit in den Himmel strebt und so Gott seinen Platz dort streitig machen will.
  • Erhaltung der Schöpfung: Hat der Gott die Welt erschaffen, so wäre es wohl der größte Ausdruck von Nichtverehrung, diese zu zerstören. Wird die Schöpfung hingegen gehegt und gepflegt (siehe auch den Gärtnerauftrag in der Bibel, Genesis, ganz am Anfang), zeigt dies die Achtung vor Gott.
  • Gar nichts: Soll auch schon vorgekommen sein. Da Gott allmächtig ist und somit auch allwissend, weiß er, wie sehr er verehrt wird und man muss es ihm nicht extra sagen. Oder, die andere Möglichkeit, Gott ist so erhaben, dass die Lobpreisungen seiner Anhänger ihm nicht gerecht würden und er somit beleidigt würde.

Staat und Kirche

Beide können weder miteinander, noch ohne einander. Der Grund ist einfach: Religion hat stets einen großen Einfluss auf das Weltbild der Menschen. Ein Herrscher ist also stets danach bestrebt, in das Weltbild seiner Untertanen zu passen, so er nicht abgesetzt werden will. In den vergangenen Jahrhunderten entbrannten so immer wieder Machtkämpfe zwischen dem Papst und den verschiedensten Königen. Das ging soweit, dass zum Beispiel Heinrich VIII. sich mit seinem ganzen Land von der Kirche abspaltete.

Auch die Kreuzzüge, die den ganzen nahen Osten mit Tod und Zerstörung überzogen, waren sowohl religiös, als auch politisch motiviert.

Und heutzutage stehen wir vor dem Problem der selbsternannten Streiter Allahs, die überall ihre Bomben hochgehen lassen.

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Über fruehstuecksflocke

Tätig als Studiosus, Autor, Blogger, Leser; außerdem Zusatzqualifikationen: Zitatesammler, Schwammaufsauger von jeglicher Nichtigkeit und leidenschaftlicher Verlierer beim Schachspiel.
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11 Antworten zu Weltenbau-Artikel: Religion

  1. Muriel schreibt:

    Wahrscheinlich ist das für Weltenbau-Zwecke nicht so entscheidend, aber vielleicht interessiert es euch ja doch: Der durchschnittliche Atheist wird sich wohl ebenso wie der handelsübliche Agnostiker in euren Beschreibungen nicht wiederfinden.
    Zwischen dem Glauben, dass es Naturgesetze gibt, und dem Glauben an Götter (oder einen Gott) gibt es zum Beispiel keinen so richtig zwingenden Zusammenhang, und das mit dem Abwenden ist auch so eine Sache. Ich würde zum Beispiel von mir auch nicht behaupten, ich hätte mich von dem Krümelmonster abgewandt und würde nun heute bestreiten, dass es existiert, weil ich ja die Naturgesetze habe.
    Und Agnostiker sind üblicherweise der Meinung, dass die Frage, ob es einen oder mehrere Götter gibt, oder nicht, nicht beantwortbar ist. Sie glauben also gerade nicht an Götter. Der Glaube an einen Gott, dem wir gleichgültig sind, und der uns gleichgültig sein kann, läuft meines Wissens eher unter „Deismus“.
    Das mal nur so kurz als meine Sicht der Dinge, wie gesagt ohne zu wissen, ob das hier interessant ist…

    • fruehstuecksflocke schreibt:

      Hallo Muriel, danke für deinen Kommentar!
      Es mag stimmen, dass die Beschreibungen für die Atheisten und Agnostiker fachlich nicht ganz korrekt und etwas ironisch gehalten sind – wir schreiben hier allerdings keine wissenschaftliche Abhandlung, sondern lediglich Artikel, die für das Bauen einer fiktiven Welt ein paar Möglichkeiten aufzeigen wollen. Keiner erhebt Anspruch darauf, vollständig, unfehlbar oder politisch korrekt zu sein – im Fokus steht eher Informationsverbreitung mit einer Prise Unterhaltung, um die Fantasie der Weltenbastler anzukurbeln.

      Aber interessant find ich deinen Einwand trotzdem und ich bin dir sehr dankbar dafür – vom Begriff „Deismus“ hab ich zum Beispiel bisher noch nie gehört. Werde den also demnächst mal nachschlagen gehen :-)

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  5. VAL schreibt:

    Hallo Flo, wir transferieren gerade die Weltenschmiede aus dem alten Schreibfreunde-Forum ins neue Schreibfreunde-Forum :-)

  6. VAL schreibt:

    Hi Flo, ja genau. Zumindest die, die Anfangs von Tim eingetragen wurden. OK etwas mühsam *lach* aber die Beiträge (inkl. Links hierher) sind es wert….Grüße VAL

    • fruehstuecksflocke schreibt:

      Wäre es nicht einfacher, einfach nur den Blog zu verlinken bzw. unser umfangreiches Artikelverzeichnis? Da hätten neugierige Forenuser mehr davon, und ihr weniger Arbeit ;)

  7. Wazaaniic schreibt:

    Die Diskussion ist zwar schon ein ganzes Weilchen her, aber trotzdem würde ich Muriels Kritik gerne nochmal aufgreifen. Es bring nämlich keinem Bastler etwas Informationen zu lesen, die schlicht falsch sind. Zum Atheismus wurde schon genug gesagt, denke ich, aber zu den Agnostikern würde ich gern noch hinzufügen, dass es sowohl gläubige, als auch nicht gläubige Agnostiker gibt. Gemeinsam haben sie die Meinung, dass die Existenz, bzw. Nichtexistenz eines oder mehrerer Götter nicht beweisbar ist. Das hält manche aber nicht vom Glauben ab.
    Just sayin‘.
    Ansonsten finde ich eure ironischen Bemerkungen sehr schön, der Wahrheitsgehalt sollte nur nicht darunter leiden…

    • Muriel schreibt:

      Meine Erfahrung ist da eine andere. Die Leute, die ich kenne, die sich als Agnostiker*innen bezeichnen, sehen sich eher irgendwo dazwischen, aber rein vom Wortlaut her hast du schon recht.
      Hatte den Eindruck, dass dieser Gebrauch eher im angloamerikanischen Raum üblich ist, aber repräsentative Umfragen dazu kenne ich auch nicht, insofern ist das bei mir nur so halb aussagekräftig.

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