Wer kennt das nicht? Man feiert Weihnachten, zündet zur Sonnenwende große Feuer an, verkleidet sich in der 5. Jahreszeit oder hat Angst vor Freitag, dem 13. – Bräuche und Traditionen aller Art sind ein fester Bestandteil unserer Welt und sind auch in einer fiktiven Welt nicht wegzudenken.
Wozu Bräuche?
An etwas althergebrachtem festzuhalten und die selbigen Rituale zu vollziehen, die schon der greise Vorfahr praktizierte, liegt in der menschlichen Natur. Selbst die alten Höhlenmenschen hatten ihre Bräuche, vollführten Fruchtbarkeitsrituale und weihten ihre Waffen für die Jagd. Zwar sitzt man heute nicht mehr in der Höhle und die Vielzahl der Bräuche ist ins unzählbare gestiegen, aber dennoch nimmt jeder Mensch regelmäßig an irgendwelchen Bräuchen teil.
Denn Bräuche sind ein Teil unseres Lebens, geben ihm Struktur und Stabilität, setzen Fixpunkte im Jahr und sind so ein wichtiger Bestandteil der eigenen Freizeitgestaltung.
Zwar mag der Held in einer fiktiven Welt genug mit dem Retten von Jungfrauen und Bekämpfen fieser Bösewichte zu tun haben und sich nicht sehr um seine Freizeitgestaltung kümmern, aber gerade einer Welt der Marke „Eigenbau“ geben Bräuche mehr Tiefgang und lassen sie echter und lebendiger erscheinen.
Zudem sind viele Bräuche mit Feierlichkeiten verbunden und Volksfeste stellen immer etwas Außergewöhnliches dar, bieten Zeit und Raum, um neue Charaktere einzuführen, sich von den Strapazen der Abenteuer zu erholen und besondere Ereignisse passieren zu lassen. Fest und Brauchtum sind eng miteinander verknüpft und eignen sich später ideal als Dreh- und Angelpunkte für die eigentliche Handlung der Geschichte.
Aber auch abseits von großen Festen gibt es Bräuche, die sich nur in kleinen Gesten oder Grüßen äußern, aber dennoch enorm zur Atmosphäre beitragen.
Überblick über verschiedene Arten von Bräuchen
Bräuche lassen sich grob in verschiedene „Kategorien“ einteilen, in denen sie ihren Ursprung haben.
- religiöse Bräuche
- kulturbezogene Bräuche
- historische und politische Bräuche
- personenbezogene Bräuche
- familieninterne Bräuche
- personenbezogene Bräuche
- Berufsgruppen
- sachliche Bräuche
Viele Bräuche sind allerdings nicht nur in einem dieser Gebiete zu Hause, sondern entstammen mehreren, was daran liegt, dass viele Gebiete eng miteinander verknüpft sind.
Die Gebiete – näher beleuchtet
Religiöse Bräuche reichen vom wöchentlichen Gottesdienst über Weihnachten und andere Hochfeste bis hin zum abendlichen Tischgebet oder dem kurzen Bekreuzigen bei Unglücksfällen. Meist sind religiöse Bräuche festgefahren und starr, haben seit Jahrhunderten eine klare Struktur und einen festen Ablauf, der durch die Religion festgelegt wird, wie etwa in Geboten, heiligen Schriften oder von religiösen Oberhäuptern.
Beispiele für religiöses Brauchtum:
- Sakramente, wie etwa Hochzeiten, Taufen, Beichte oder die oft zitierte „letzte Ölung“
- Liturgie – der Ablauf eines Gottesdienstes ist seit jeher gleich und folgt gewissen Regeln
- Auch einfache Grüße können ihren Ursprung in der Religion haben, wie das allseits bekannte „Grüß Gott“ oder „Gott zum Gruße“.
Kulturbezogene Bräuche hängen stark vom Lebensraum und den vorherrschenden Bedingungen ab, auch welchem Volk man angehört, spielt eine Rolle (so haben etwa Zwerge gänzlich andere Bräuche als Elfen, oder was in Japan Sitte ist, ist einem Schweizer wohl völlig unbekannt). Kulturbezogene Bräuche sind auch eng mit der am Standort vorherrschenden Religion verbunden, so dominiert z.B. in Europa das Christentum, was für beinahe jedermann zu einem freien Sonntag führt.
Auf historischen und politischen Ursachen begründen ebenfalls viele Bräuche und Traditionen. Meist liegt ein wichtiges historisches Ereignis zugrunde, wie etwa der Sieg in einer wichtigen Schlacht, die Erlangung der Unabhängigkeit oder die Staatsgründung.
Beispiele für solche Bräuche
- Feiertage zu politischen Anlässen, z.B. Unterzeichnung des Staatsvertrages, Geburtstag des Königs, historische Schlachten
- Nachstellen der historischen Ereignisse, beispielsweise werden in vielen amerikanischen Städten Schlachten aus dem Bürgerkrieg nachgestellt
- Redewendungen
Personenbezogene Bräuche haben meist einen wichtigen Meilenstein im Leben zum Anlass, z.B.
- überreicht man einem kleinen Kind am ersten Schultag eine Schultüte
- feiert man jedes Jahr Geburtstag oder Hochzeitstag
- gedenkt man bestimmter Ereignisse, die man mit- oder überlebt hat, wie etwa die Heilung der Pest, die Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft etc.
In vielen Familien gibt es feste Gewohnheiten, die irgendjemand irgendwann mal anfingen und an sie sich jeder hält – ein Brauch, wenn man so will.
- Man trifft sich jeden Sonntag bei den Großeltern, immer zu Weihnachten bei Onkel Tim etc.
- Das Familienoberhaupt schneidet den Truthahn an
- Familienerbstücke, die immer an den Ältesten oder Jüngsten weitergegeben werden
- Der Älteste erbt den Betrieb
- In manchen Adelsfamilien war es früher üblich, den Lebensweg der Kinder schon vorauszuplanen. So wurde beispielsweise der erste Sohn immer zum Ritter, der zweite trat in ein Kloster ein usw.
Auch in verschiedenen Berufsgruppen gibt es Bräuche.
- Man sagt, dass Schornsteinfeger Glück bringen
- Gilden haben oft eigene Traditionen gemäß ihrer Versammlungsordnungen und Statuten, z.B. gibt es einmal jährlich ein Zunftessen oder man trägt spezielle Zunfttracht, mitunter auch Abzeichen, die eine Zugehörigkeit symbolisieren
Auch sachlich bezogene Bräuche existieren, Beispiele wären
- das Taufen eines Schiffes
- die Einweihung eines neuen Gebäudes durch ein Fest, verbunden mit dem Hochziehen eines kleinen Tannenbaums etc.
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