Die christliche Zeitrechnung bezieht sich beispielsweise auf die Geburt von Jesus. Sein Geburtsjahr gilt als Jahr 0, ab diesem Jahr wird gezählt. Alles, was davor geschehen ist, wird beispielsweise mit 50 v. Chr. angegeben, also 50 Jahre vor seiner Geburt.
Hingegen begannen die Buddhisten die Zeitrechnung nach dem Tode des Buddhas Siddharta Gautama, was etwa 544 v. Chr. war. Die Buddhisten befinden sich also schon im Jahre 2554 ihrer Zeitrechnung.
Dieser Grundgedanke ist der heutigen Mathematik noch recht nah, da auch dort die positiven und die negativen Zahlen durch eine neutrale Zahl, die 0, voneinander getrennt werden.
Eine andere Möglichkeit ist das nähere Bestimmen der Zeit. Im alten Rom wurden Konsul-Listen geführt. Man gab die Zeit mit „Zur Zeit von Konsul Marcus“ an, wollte man ein Jahr näher beschreiben, weil ein Konsul länger als ein Jahr regierte oder das Amt ein weiteres Mal innehatte, so sagte man etwa „Das Jahr des 2. Konsulats von Marcus und des 3. Konsulats von Titus“.
Noch ein weiterer Ansatz wird von J.R.R. Tolkien verwendet: Tolkien zählt Zeitalter, die nicht unbedingt gleich lang sind. Den Beginn eines neuen Zeitalters und somit ein neues Jahr 0 definiert jeweils ein neues, großes geschichtliches Ereignis.
Kalenderführung
Ein handelsüblicher Kalender umfasst heutzutage 365 Tage, verteilt auf 12 Monate. Ein einfaches, jedem bekanntes System, dass sich an der Drehung der Erde um die Sonne ausrichtet. Jedoch nicht ganz perfekt, pro Jahr fehlt ein Vierteltag. Damit sich die Monate im Laufe der Jahre nicht verschieben, wird alle vier Jahre ein zusätzlicher Tag ins Jahr eingefügt – ein Schaltjahr.
Doch warum dieses gute, alte und vor allem bewährte System in einer fiktiven Welt verwenden, wenn es auch noch ganz andere Möglichkeiten gibt? Zwei Beispiele:
- Ein Mondkalender (wie etwa der Islamische Kalender) richtet sich nach den Mondphasen. Der Nachteil eines Mondkalenders ist, dass er sich nicht mit dem Sonnenjahr übereinstimmen lässt. Folglich gibt es keine festen Daten, da diese jedes Jahr um ein paar Tage versetzt werden.
- Ein recht komplexes und völlig anderes System steckt hinter dem Kalender der Maya. Diese zählten unter anderem die Tage von 1 bis 13 und verbanden jede dieser Zahlen mit dem Namen eines von 20 Schutzgöttern. Eine solche Periode dauerte 260 Tage. Nähere Informationen hierzu sind unter http://de.wikipedia.org/wiki/Maya-Kalender zu finden.
Auch mag ein Jahr auf der Erde 365 Tage haben, ein Jahr auf dem Mars hingegen hat knapp 687 Tage.
Es sei natürlich jedem Autor freigestellt, sein eigenes Kalendersystem zu entwickeln. Das stellt allerdings einen ziemlichen Aufwand dar, sodass sich die Frage von Sinn und Unsinn stellt.
Monatsnamen
Jänner, Februar, März – kennt jeder, klingt aber nicht wirklich mystisch und sagenhaft.
Der einfachste Weg, dem Abhilfe zu schaffen, wäre die Umbenennung der Monate. Hierzu ein paar Varianten:
- Die alten Römer nummerierten die Monate in den Anfängen ihrer Zeitrechnung einfach durch. Hinter dem heutigen September verbirgt sich beispielsweise nicht mehr als „der Siebte“, Oktober ist „der Achte“. Da sich unsere Monatsnummerierung im Laufe der Jahrhunderte allerdings verschoben hat, sind dies leider nur noch Relikte vergangener Zeiten.
- Benennung nach Tätigkeiten und Umwelteinflüssen: Man kann beispielsweise die Wintermonate mit „Kälte“ oder „Frost“ bezeichnen, einen Frühlingsmonat „Aussaat“ nennen und im Herbst die „Ernte“ als Monat haben.
- Benennung nach religiösen Hintergründen: Der heutige Januar ist nach Ianus, dem römischen Gott von Anfang und Ende benannt, da im Januar das alte Jahr endet und das Neue beginnt.
- Benennung zu Ehren großer Persönlichkeiten: Während der Juli nach Julius Cäsar benannt ist, steckt hinterm August der römische Kaiser Augustus. Beide Monate haben übrigens gleich viele Tage, weil beide Römer gleichwichtig sein sollten und deshalb keiner einen längeren Monat haben kann.
Benennung von Tagen
Läuft im Prinzip wie die Benennung von Monaten ab, nur dass man weniger braucht (sofern man keine vierzehn Tage lange Woche hat).
Als Anregung sei gesagt, dass der Donnerstag nach dem germanischen Gott Thor benannt ist (vergleiche auch Thursday), während der Mittwoch ganz einfach die Mitte der (Arbeits)Woche markieren soll.
Jahreszeiten
Im alltäglichen Sprachgebrauch sind damit meist Sommer, Frühling, Herbst und Winter gemeint. Aber in den Tropen sind dies die Regen- und die Trockenzeit.
Zudem kann auf einer Welt – falls man von einem Planeten ausgeht – nicht immer überall die gleiche Jahreszeit sein. Das beste Beispiel ist unsere Erde, die Jahreszeiten auf Nord- und Südhalbkugel sind einander meist entgegengesetzt, also oben Winter, während unten Sommer herrscht.
Hi Flo!
Ein netter, kleiner Artikel. Gefällt mir! Jedoch sind mir zwei Fehler aufgefallen. Du schreibst „die Buddhisten befinden sich im Jahr 2554 christlicher Zeitrechnung“. Ich weiß zwar, was du meinst, aber so klingt es, als würden sie sich in unserer Zukunft befinden. Sie sind im Jahr 2554/2555 buddhistischer Zeitrechnung.
Bei deiner römischen Zeitangabe ist mir ein Fehler aufgefallen, das mag aber daran liegen, das ich Archäologe und Althistoriker bin und deshalb in der Hinsicht etwas eigen *g*: Man sagte nicht „Als Marcus drei Jahre Konsul war“, weil Konsuln immer nur jahresweise regierten (und wenn es doch mal anders war, dann stieß man die Leute nicht auf „diesen Regelverstoß“). Man sagte „Das Jahr von Marcus drittem und Livius zweitem Konsulat“.
Ansonsten gefällt mir der Artikel sehr gut und ich würde ihn, wenn du erlaubst, gerne in meiner Weltenbaulexikonsübersicht verlinken, ebenso wie zwei, drei andere Artikel aus deinem Blog.
LG Sofian :D
Hallo Sofian!
Da hast du ja einen der ältesten unserer Artikel ausgegraben – am 29.8.2011 war hier noch vieles recht provisorisch. Und der Artikel hat wohl sogar noch ein Jahr mehr auf dem Buckel und erschien erstmals eigentlich im Schattenschriften-Forum ;-) Dementsprechend „lausig“ ist er wohl auch…
Was die buddhistische Zeitrechnung angeht, hast du einen meiner berühmten Halbsätze entdeckt, die ich tausendmal umformuliert, dabei zermetzelt und verstückelt und nie mehr korrigiert habe. So macht der allerdings keinen Sinn – wird korrigiert.
Was die Consules betrifft: Mea culpa, mea maxima culpa. Das hätt ich wirklich besser wissen müssen – ich glaube, der Satz „Als Marcus drei Jahre Consul war“ stammt aus einem Lateinlehrbuch für die Schule, mit dem ich mich damals beschäftigte und den hab ich tatsächlich unreflektiert übernommen… *mal den Kopf der Tischplatte zuführ*
Danke für deine Anmerkungen!
Und natürlich kannst du gern alle Artikel von mir oder Evanesca verlinken – das ist sogar ausdrücklichst erwünscht, wir arbeiten hier eh mit einer CC-Lizenz :-)
LG