Fallstudie: Vampire in verschiedenen Canons – Teil 1 – Dracula

Einleitung

Es gibt zahlreiche Gründe für einen Autoren, einen Vampirroman zu schreiben oder Vampire in seine Welt einziehen zu lassen. Sei es, weil diese Kreaturen einen faszinieren, sei es, weil sie den perfekten Bösewicht für die jeweilige Welt abgeben oder einfach perfekt in den aktuellen Canon passen.
Aus welchem Grund auch immer ein Autor sich jedoch zu einer Vampirgeschichte oder zu einer Geschichte mit Vampiren einlässt, sollte er oder sie immer wissen, was bereits vor ihm geschaffen wurde. Schließlich kann es immer von Vorteil sein, von erfolgreichen Meistern Anregungen zu holen oder auf diese Weise zu vermeiden, dass sich, ohne dass man davon weiß, Dopplungen und Kopien einschleichen, die nicht Sinn der Sache gewesen wären.
Darum habe ich im Folgenden die wichtigsten und erfolgreichsten Vampircanons zusammengefasst und besonderen Wert auf die Eigenschaften, Fähigkeiten und den Ursprung der Vampire gelegt, der bei allen Autoren ein unterschiedlicher war.

In der Hoffnung, dass die Zusammenfassung hilfreich sein möge,
Evanesca Feuerblut

Beispiel I – Bram Stokers „Drakula“

Bram Stokers „Dracula“ unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von den heute in der Literatur gebräuchlichen Vampiren. Wer in seinen Vampirgeschichten also back to the roots will, kann diesen edlen Graf als Vorbild nehmen.
Am Besten lässt man einen solchen Stoker-Vampir als Adligen auftreten, der schon optisch aus der Menge heraussticht:
So ist seine Haut blasser, als es je der Mode entsprechen könnte, dafür sind seine Lippen ausgesprochen rot. Außerdem sind die Fangzähne auffällig lang und das Speziellste ist, dass dieser Vampir kein Spiegelbild hat. Schon sind amüsante, erschreckende und enthüllende Situationen vorprogrammiert, sobald euer Dracula-Vampir vor einer spiegelnden Oberfläche steht oder in Verlegenheit kommt, seine rätselhafte Blässe zu erklären.

Schon der Vater aller Vampirgeschichten hatte eine ganze Reihe an reizvollen und interessanten Superkräften: So konnte er Menschen in Seinesgleichen verwandeln und war auch in der Lage, selbst zwei Formen anzunehmen: Die eines Wolfes sowie die einer Fledermaus. Außerdem konnte er seine Größe verändern – eine sehr praktische Fähigkeit, um in die Wohnung eines arglosen Opfers zu gelangen.
Tauschte er mit einem Menschen Blut aus, konnte er sich gedanklich mit diesem Menschen unterhalten – eine geistige Verbindung war hergestellt.
Ferner konnte er, wenn auch nicht besonders stark, das Wetter und die Elemente beeinflussen.

Allerdings hat auch ein mächtiges Wesen wie ein Vampir Bedürfnisse – so benötigt Stokers Dracula selbstverständlich Blut, um zu überleben. Des Weiteren war er an die Erde seiner Heimat gebunden – sie musste also auf allen Reisen auf irgendeine Weise mitgeführt werden.

Auch sonst war Dracula kein Powerplayer, sondern hatte Schwächen, die ihn für einen menschlichen Gegner besiegbar machten: Sowohl Knoblauch als auch christliche Symbole konnten eingesetzt werden, um sich vor ihm zu schützen. Sonne vertrug er nicht, auch wenn sie nicht für ihn tödlich war, und fließendes Wasser war für ihn ein unüberwindliches Hindernis.
Wollte man einen solchen Vampir vernichten, musste man ihn pfählen, köpfen und den Kopf mit Knoblauch füllen. Zwar reichte theoretisch das Köpfen aus, aber sicher ist bekanntlich sicher ;).

Ein Problem sehe ich in der Tatsache, dass nirgendwo im Buch erwähnt wird, wer Dracula erschaffen hat, wo die Vampire herkommen, wie viele es eigentlich sind und andere Fakten über die Spezies der Vampire an sich. Außerdem wird nicht begründet, woher die eine oder andere Eigenschaft der Vampire herkommt.
Die Frage ist allerdings, ob das bei einer Geschichte nach dem Vorbild Draculas nötig ist – die menschlichen Protagonisten haben dort schlicht keine Möglichkeit, diese Fakten herauszufinden. Sollte der Protagonist jedoch der Vampir selbst sein, so wären eigene Gedanken zur Herkunft und sozialen Stellung der Vampire untereinander nicht verkehrt.

Fazit

Es kann durchaus faszinierend sein, sich beim Entwurf des eigenen Vampirs an Dracula anzulehnen, falls der eigene Roman eher menschzentriert sein soll. Allgemein wäre eine Rückkehr zu den Wurzeln des Vampirmythos in der Literatur ein neuer und unerwarteter Weg.

Und nun ihr

Inwieweit lehnen sich eure Vampirentwürfe an Stoker an? Habt ihr das Buch gelesen? Fandet ihr die Fallstudie hilfreich?

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Über Katherina Ushachov

Lektoriert, liest alpha, beta, gamma und omega. Administriert Foren, entdeckt beim Schreiben und schafft dabei Trilogien in neun Bänden. Dichtet.
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4 Antworten zu Fallstudie: Vampire in verschiedenen Canons – Teil 1 – Dracula

  1. Marcel Dregger schreibt:

    Auch wenn Eure Fallstudien zu dem Thema schon weit fortgeschritten sind, empfehle ich mal „Ich bin Legende“ von Richard Matheson. Für mich persönlich eine erfrischende Sicht auf den ganzen Vampirmythos mit interessanten philosophischen Fragen, die in den Raum gestellt werden.

    • Evanesca Feuerblut schreibt:

      Danke für diesen Tipp, habe ich mir auch bereits notiert! :D
      Wir haben bereits eine Liste an Vampirfallstudien, die abzuhandeln wären und es besteht kein Problem, da noch ein Buch auf die Liste zu setzen.

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