Weltenbauartikel: Bälle

Zum Klang von Klarinette und Spinett schlürfen gestelzt sprechende Dämchen Champagner aus hohen Gläsern und zwitschern einander die neueste Hofintrige zu, während hohe Herren sich voreinander verbeugen und bei münzgroßen Erfrischungen die hohe Politik bereden. Paare schweben über das Parkett, er amüsiert sich, während sie mit süßem Lächeln mit dem vergifteten Ring seinen Handrücken ankratzt. Kokett gurrt irgendwo hinter dem samtenen Vorhang eine Frauenstimme „Nicht doch, nicht doch, mein Herr…“ Der geneigte Leser wird es längst erraten haben – man befindet sich auf einem Ball.

Geschichtliches

Der Begriff des „Balls“ kam Ende des sechzehnten Jahrhunderts auf – es handelt sich also nicht um ein im Mittelalter beginnendes Phänomen, wie oft angenommen wird.
Erstmalig verwendete es Thoinot-Arbeau in seiner „Orchésographie“ – einer Abhandlung über die tänzerischen Gepflogenheiten seiner Zeit aus dem Jahre 1588. In einer rein mittelalterlichen Welt wäre ein Ball somit ein Anachronismus.
Dafür sind Bälle in die andere Richtung aufwärtskompatibel – von der Renaissance an sind Bälle aus der Gesellschaft nicht mehr wegzudenken.

Arten von Bällen

Natürlich ist Ball nicht immer gleich Ball – er kann zu den unterschiedlichsten Anlässen und unter verschiedensten Bedingungen veranstaltet werden.
So wird bei einem Kostümball vorausgesetzt, dass sämtliche Gäste in tanzfähigen Verkleidungen erscheinen.
Bei einem Debütantinnenball werden junge Mädchen in dezenter Abendgarderobe in die Gesellschaft eingeführt und müssen den Ball eröffnen.
Findet ein Hochzeitsball statt, kommt diese Ehre dem frisch verheirateten Paar zu – auch hier gilt gehobene Kleiderordnung.
Ihr könnt aber auch Bälle aus allen möglichen anderen Anlässen in eure Welt streuen – wie wäre es mit einem Krönungs- oder Inaugurationsball zu Ehren des neuen Herrschers? Oder ihr richtet eine jährliche Tanzveranstaltung für Lehrer, Linguisten, Langustenforscher und andere Berufsgruppen ein.

Was auf Bällen nicht fehlen darf

Der gute Wille reicht hier keinesfalls aus – ein klassischer Ball aus Renaissance-Zeiten beinhaltet ein ganzes Orchester an Musikanten, zahlreiche adelige Gäste und Dienstboten, die in Livreen umherhuschen und sowohl bestes Gourmet-Essen, als auch hochwertigen Alkohol anbieten.
Aber egal ob ihr euren Ball in adeliger oder tadeliger Gesellschaft ansiedelt, um eins kommt ihr auf keinen Fall herum: Die Tänze.

Wofür ein Ball so Gelegenheiten bietet

Auf einem Ball kann man nicht nur tanzen, er bietet auch die idealen Rahmenbedingungen für eine Menge anderer interessanter Handlungsstränge.
So kann man auf einem Ball den Partner fürs Leben, für die nächsten zweihundert Seiten oder für die nächsten drei-vier Akte finden, wie es in „Romeo und Julia“ geschah.
Oder aber man macht es wie die böse Königin aus „Das zehnte Königreich“ und mischt Gift in den Wein, um sämtliche Ballteilnehmer in den ewigen Schlaf zu versetzen. Auch eine gezielte Mordaktion könnte man unauffällig in die Tanzveranstaltung einpflegen.
Möglicherweise werden einige Ballbesucher die Gelegenheit nutzen, um sich in einer entlegenen Schlosskammer oder an einem weniger romantischen Ort zum beschaulichen Stelldichein zu treffen.
Außerdem wäre ein Ball die perfekte Gelegenheit für einen Langfinger, aus einem ungenutzten Zimmer etwas zu entwenden.
Natürlich bieten Bälle aber auch Gelegenheiten für das, wofür sie primär gedacht sind – man lässt sich wichtigen Personen vorstellen, tanzt und hat Spaß!

Nun ihr!

Gibt es in euren Geschichten Bälle oder ähnliche Veranstaltungen? Wenn ja – welche?

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Über Katherina Ushachov

Lektoriert, liest alpha, beta, gamma und omega. Administriert Foren, entdeckt beim Schreiben und schafft dabei Trilogien in neun Bänden. Dichtet.
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