Weltenbauartikel: Alternative Medizin

In einem fremden Land vor oder nach unserer Zeit schleppt sich der verletzte Held mühevoll durch die Straßen und bräuchte dringend einen Arzt. Doch nirgends sieht er das vertraute Emblem der Ärzte – dafür verheißen Schilder und Aufschriften fernöstliche Akkupunkturen, Kräuterhexenwissen revived, Gymnastik oder billige Robotor-Ersatzteile zum Vorteilspreis. In wessen Hände soll der Held sich begeben und passt eine Physiotherapeutin auf ein Raumschiff?

Fernöstliche Techniken

Die meisten medizinischen Techniken aus Fernost orientieren sich an den Fünf Säulen der chinesischen Medizin:

  • Akupunktur
  • Moxibustion
  • Massagen
  • Bewegungsübungen
  • Diätik

Die heutzutage sehr beliebte Akupunktur basiert dabei weniger auf wissenschaftlichen Forschungen als auf der Dämonenmedizin aus der Zeit des Beginns von Chinas Geschichte. Dabei stellt die Akupunktur eine Form des Exorzismus dar – Dämonen, die in bestimmten Körperteilen Krankheiten verursachen, werden ausgetrieben, indem Nadeln in stellvertretende Körperregionen gestochen werden.
Das muss keineswegs heißen, die Akupunktur wäre wirkungslos – schließlich basierte der Dämonenglaube der alten Chinesen oftmals auf der Beobachtung tatsächlicher Krankheiten, sodass mit dieser Methode tatsächlich Heilerfolge erzielt werden können.
Eine andere Form des „Exorzismus“ ist die Moxibustion – anstatt in die Akupunkturpunkte zu stechen, werden sie bei dieser Art der Medizin allerdings erwärmt.
Massagen à la Fernost basieren daarauf, dass bestimmte Körperregionen nicht gleichmäßig von Qi durchflossen werden. Durch Muskellockerungen soll das wieder ausbalanciert werden.
Bewegungsübungen, die die Geschmeidigkeit der Muskeln erhalten sollen und Diätik – eine ausgewogene, gleichmäßige Ernährung – sollen hier unterstützend wirken.

Wie bereits erwähnt, basieren diese fünf Methoden auf der Annahme eines Netzes von Qi – ähnlich dem Chakra-System bei Naruto – das durch den Körper fließt. Krankheiten entstehen durch Disharmonien im Verhältnis zwischen Ying und Yang. Außerdem muss der Mensch im Anklang mit den – im chinesischen Jahreszyklus fünf – Jahreszeiten leben, um gesund zu bleiben.
Insgesamt ist der chinesische Ansatz ganzheitlich – es reicht nicht, ein Symptom zu therapieren, sondern der ganze Mensch muss gesund sein, körperlich wie geistig.

Hausmittelchen

Einige von ihnen kennt so ziemlich jeder – statt Hustensaft zu kaufen, nutzen manche Mütter den zuckrigen Saft eines Rettichs und Wadenwickel sind der Stoff, aus dem die Alpträume früherer Generationen sind.
Hausmittel sind oftmals je nach Kultur und Region sehr unterschiedlich, sowohl in ihrer Art als auch in ihrer Wirkung. Während manche tatsächlich helfen, entfalten andere lediglich einen Placebo-Effekt.
Wer Hausmittelchen in seine eigene Welt einbauen will, hat eine grenzenlose Auswahl zwischen den merkwürdigsten Ingredienzien, Anwendungsarten und Zubereitungen.

Physiotherapie

Ein einfacherer Begriff für diese Art der Heilkunst wäre wohl „Krankengymnastik“ – im Grunde genommen fördert sie eher langfristig die Eigenaktivität des Körpers: Wer erstmal daran gewöhnt ist, sich viel zu bewegen, wird dies wohl nicht mehr ablegen.
Ein Ziel dieser Therapie ist Schmerzfreiheit – zumindest wenn es um Schmerzen geht, die durch falsche oder zu wenig Bewegung entstehen. Außerdem soll der Held ein besseres Körpergefühl entwickeln.
Anders als andere Heilmethoden, ist die Physiotherapie eher als eine langfristige Therapie des Helden gedacht – beispielsweise kann er sich so nach einer schweren Kriegsverletzung die Geschmeidigkeit seiner Muskeln schrittweise zurückerobern.

Psychologische Behandlungsmethoden

Neben Heilkünsten für den Körper gibt es auch Mittel für den Geist – denn schließlich gibt es auch Wunden im Herzen der Helden, die nicht mit Salbe behandelbar sind.
Dazu gehört beispielsweise die Suggestion – der Patient wird so beeinflusst, dass er die Manipulation bewusst gar nicht mehr wahrnimmt. Dabei kann der Patient vom Therapeuten beeinflusst werden oder sich selbst manipulieren – das nennt man Autosuggestion und darunter fällt beispielsweise autogenes Trainig. Eine weitere Suggestionstechnik ist, dem Patienten zu erzählen, man hätte ihm ein starkes Mittel gegen seine Krankheit verabreicht – ihm in Wahrheit jedoch normales Quellwasser oder einen Würfel Zucker zu geben. Oftmals hat das Wasser einen Placeboeffekt und der Held erholt sich.

Eine andere Technik ist die Hypnose. Dabei versetzt der Hypnotiseur seinen Patienten in eine künstliche Trance, indem er ihn durch bestimmte gleichförmige Reize ermüdet.
Die Hypnosetherapie kann gegen nahezu jede psychische Krankheit oder Störung eingesetzt werden, sei es Depression, ein Suchtproblem, eine Sprechstörung oder deutlich vermindertes Selbstwertgefühl. Auch gegen Schmerzen und Schlafstörungen kann sie helfen.
Außerdem kann der Held so im Zweifelsfalle dazu gebracht werden, sich an verdrängte Erlebnisse zu erinnern. Ein interessantes Story-Element, oder?

Wenn es mal irreal zugehen soll

Zusätzlich zur großen Varietät an existierenden alternativen Zweigen der Medizin gibt es je nach Welt und Weltenbewohner noch die abenteuerlichsten Zusatzoptionen, von denen einige Wenige hier angesprochen werden sollen:

Zaubertränke, Zauberbräue und alchemistische Tränke aller Art kommen besonders in Welten zum Tragen, in denen Magier sich betätigen. Oft bestehen sie aus den merkwürdigsten Zutaten: Ob Fledermausknochen, Schlangenblut, gemahlenes Horn eines Zweihorns oder die Zehennägel eines Riesen – es gibt keine Substanz und kein Körperteil, das nicht als Zutat im Heiltrank taugen würde. Über den Geschmack einer solchen Mischung ließe sich allerdings streiten…
Dies ist allerdings nicht die einzige Art und Weise, mit Magie zu heilen. So könnte eine Welt auch mit arkanen Heilern ausgestattet sein, die Meister im Handauflegen sind oder ihre Patienten mit pulsierenden Energieströmen therapieren. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Aber auch außerhalb der Magie laden neue (Heil-)Pfade zum Entdecken ein – vielleicht gibt es in eurer Welt Methoden der Cyborgisierung? Ob dabei amputierte Glieder durch durch mechanische, voll funktionsfähige Körperteile ersetzt oder gar mit Zusatzfunktionen ausgestattet werden oder das Bewusstsein gleich in eine Maschine versetzt wird – auch hier sind die Möglichkeiten schier unerschöpflich.

Fazit

Es gibt unzählige Möglichkeiten, seinen Helden zu lädieren – aber mindestens doppelt so viele, ihn wieder zu heilen. Ein Weltenbastler aus Leidenschaft wird unter den unzähligen Möglichkeiten und Optionen genau die Zutaten auswählen, die exakt auf seine Welt und deren Anforderungen abgestimmt ist.
Und wie heilt man in euren Welten so?

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Über Katherina Ushachov

Lektoriert, liest alpha, beta, gamma und omega. Administriert Foren, entdeckt beim Schreiben und schafft dabei Trilogien in neun Bänden. Dichtet.
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2 Antworten zu Weltenbauartikel: Alternative Medizin

  1. fruehstuecksflocke schreibt:

    Ach ja, die gute alte Cyborgisierung. Ich weiß noch, dass ich ziemlich blöd geschaut habe, als in Star Wars die Hand von Luke Skywalker mit einer Roboterhand ersetzt wurde. Und noch blöder schaute ich, als das bei Anakin auch gemacht wurde *g*

  2. Pingback: Weltengeflüster März 2014 – die Rubrik wird ein Jahr alt! | Weltenschmiede

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