Fallstudie: Zeitreisen II – Zurück in die Zukunft

Wer „Zeitreisen“ sagt, muss auch „Zurück in die Zukunft“ sagen. Im zweiten Teil unserer Fallstudienserie beschäftigen wir uns deshalb mit den legendären Abenteuern von Marty McFly (gespielt von Michael J. Fox) und Dr. Emmett L. Brown (Christopher Lloyd) aus der „Zurück in die Zukunft“-Filmreihe.
Die Grundlage für den Artikel bildet der erste Film der Reihe, erschienen im Jahre 1985 – die anderen Filme zu kennen schadet aber nicht, sondern ist sogar sehr empfehlenswert ;-)

Der DeLorean - Bild von Anthony Giorgio daniel cornelio, via Wikimedia Commons

Der DeLorean – Bild von Anthony Giorgio daniel cornelio, via Wikimedia Commons

Die Zeitmaschine und ihre Funktionsweise

Die Zeitmaschine von „Zurück in die Zukunft“ wurde von Dr. Emmett Brown aus einem DeLorean DMC-12 gebaut. Hierfür nennt Brown im Laufe der Serie einige Gründe: So wollte er seine Zeitmaschine nicht in irgendein Auto, sondern eines mit Stil einbauen. Zudem verfügt der DeLorean über eine rostfreie Edelstahlkarosserie und ist als Sportwagen mit 132 PS und einer Höchstgeschwindigkeit von 198 km/h ideal dazu geeignet, die für den Zeitsprung nötige Geschwindigkeit von 150 km/h zu erreichen.

Doch Geschwindigkeit allein macht noch keine Zeitreise – das Herzstück der Zeitmaschine ist der sogenannte Fluxkompensator, den Dr. Brown erfand, nachdem er beim Aufhängen einer Uhr im Bad ausrutschte und sich ziemlich heftig den Kopf stieß.
Der Fluxkompensator besteht aus einem rechteckigen Kasten, in dem drei kleine Rohre in jeweils einem Winkel von 120° zueinander stehen. Wie genau der Fluxkompensator funktioniert, wird in der Serie nicht erläutert.
Der Fluxkompensator wird elektrisch betrieben, für einen Zeitsprung ist allerdings eine Leistung von 1.21 Gigawatt nötig – soviel Energie liefert z.B. ein Blitz, oder ein eingebauter Atomreaktor, der mit Plutonium betrieben wird. Im späteren Verlauf der Serie wird dieser Atomreaktor (auch aufgrund dessen, dass Plutonium stets schwer zu beschaffen ist) durch einen aus der Zukunft stammenden Fusionsgenerator ersetzt, der Energie aus einfacher organischer Materie gewinnt und dadurch etwa mit einfachem Biomüll betrieben werden kann.

Auswirkungen der Zeitreisen

In den „Zurück in die Zukunft“-Filmen wird davon ausgegangen, dass es nur einen Zeitstrahl gibt. Wer durch die Zeit reist und Änderungen vornimmt, verändert stets die Zukunft mit.

So reist etwa Marty McFly im ersten Film zurück in das Jahr 1955. Dort trifft er auf seinen Vater George und macht im Verlauf der Handlung aus dem schüchternen, schwächlichen Mobbingopfer einen selbstbewussten jungen Mann, der es am Ende des Films mit seinen Peinigern aufnimmt und ihnen die Stirn bietet.
Als Marty daraufhin wieder ins Jahr 1985 reist, findet er eine veränderte Welt vor. Sein Vater ist nicht mehr der arme Versager, der sich von seinem Boss schikanieren lässt, sondern ein erfolgreicher Schriftsteller. Und sein ehemaliger Boss Biff, der poliert jetzt seinen Wagen.

Dadurch, dass Marty die Vergangenheit verändert hat, erschuf er eine neue Zukunft. Der Verlauf der Zeit änderte sich, und die Zukunft, aus der Marty stammt, existiert so nicht mehr. Dadurch kann Marty auch nicht mehr in seine eigene Zeit zurückreisen, sondern landet in der neuen Zukunft.

Dass es immer nur einen Zeitverlauf geben kann und keine verschiedenen Zeitstrahlen nebeneinander, spiegelt sich auch in Dokumenten aus anderen Zeiten wider. So führt Marty ein Foto von sich und seinen Geschwistern mit sich. Als er in die Vergangenheit reist, verhindert er beinahe, dass seine Eltern sich kennenlernen – und als Beweis dafür, dass es dann seine Zukunft nie gegeben hätte, beginnt das Foto sich zu verändern: Martys Geschwister (und schließlich er selbst) verschwinden. Der Baum im Hintergrund, der von den Veränderungen Martys nicht betroffen ist, bleibt aber bestehen und am Ende zeigt das Foto nur noch ihn.

Probleme und Widersprüche

Ein großer Widerspruch ergibt sich aus der Handlung des ersten Films. Als Marty das Kennenlernen seiner Eltern verhindert, verhindert er in Folge dessen auch seine Geburt. Wäre Marty nie geboren worden, hätte er nie in der Zeit zurückreisen können und damit auch nie verhindert, dass er nicht geboren wird. Ergo hätte ein ungeborener Marty verursacht, dass Marty doch geboren wird. Bzw. ein geborener Marty verhindert, dass Marty geboren wird. Man sieht, wo der Hase im Pfeffer liegt, nicht wahr?

Die Serie selbst beschäftigt dieses Problem auch: Dr. Brown besteht darauf, dass Marty mit niemandem Kontakt hat, als er in der Vergangenheit ist. Als Marty dann erwähnt, dass er bereits seine Eltern getroffen hat, besteht Dr. Brown darauf, dass Marty die Sache wieder geradebiegt, weil sonst die Auswirkungen auf das Zeit-Raum-Kontinuum unberechenbar wären. Dr. Brown gibt dabei zu, dass er nicht weiß, was passieren wird, ist sich aber der Gefahr, die so ein Dilemma mit sich brächte, durchaus bewusst. Ob es wohl möglich wäre, den Zeitverlauf zu zerstören? Die Serie beantwortet diese Frage nicht, denn Marty gelingt es, seine Eltern zu verkuppeln und alles ist wieder im Lot.

Fazit

Der DeLorean ist eindeutig eine stilvolle Zeitmaschine. Sie macht optisch einiges her, sorgt für Action und mit ihrem komplizierten Antrieb für so manches Problem.
Die Filmreihe „Zurück in die Zukunft“ gehört längst zu den Klassikern der Filmgeschichte und wer sich mit Zeitreisen beschäftigt, kommt an ihr wohl nicht vorbei.
Übrigens eine kleine Information am Rande: Als Marty und Dr. Brown im zweiten Film der Serie in die Zukunft reisen, besuchen sie das Jahr 2015. Wir haben also nicht mehr lange, dann sehen wir, ob sich ihre Vision der Zukunft bewahrheitet hat ;-)

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Über fruehstuecksflocke

Tätig als Studiosus, Autor, Blogger, Leser; außerdem Zusatzqualifikationen: Zitatesammler, Schwammaufsauger von jeglicher Nichtigkeit und leidenschaftlicher Verlierer beim Schachspiel.
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11 Antworten zu Fallstudie: Zeitreisen II – Zurück in die Zukunft

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  2. Hakuna Matata schreibt:

    Das Dilemma der Zeitreise ist eher eine metaphorische Betrachtung einer metaphysischen Weltanschauungsphilosophie. Ich wollte schon immer mal einen Satz verfassen, den ich selbst nicht verstehe, daher hier mein Versuch einer Erklärung:
    Hier scheint die Zeit nur ein Taktgeber eines deterministischen Ereignisablaufs zu sein und der einzige, der dahinter schauen kann, ist der mit der Zeitmaschine. Für den Moment seiner Abreise ist er aus dem Ablauf genommen. Fehlt er dann auch in der Zukunft? Also kann sich Marty in der Zukunft selbst begegnen?
    Warum deterministisch? Weil er in die Vergangenheit reisen kann und wenn er nichts verändert, verändert sich auch nichts in der Gegenwart. Genauso kann er in die Zukunft reisen, obwohl diese zum Zeitpunkt seiner Abreise gar nicht existiert.

    Das Foto funktionert hierbei jedoch nicht, denn es wäre nie geschossen. Aber er trägt es bei sich, seine Kleidung zersetzt sich ja auch nicht in der Zeitreise, würde sich das Foto also überhaupt verändern? Eigentlich müsste er immer wieder in die Zukunft reisen und die Folgen seiner Manipulation bewerten. Das langweilt natürlich den Zuschauer, also wurde das Foto hinzugefügt.

    Theoretisch könnte er doch immer wieder an derselben Zeitstelle zurückreise, um mögliche Probleme besser zu lösen oder zu verhindern. (Oder so wie bei Prince of Persia die Zeit für einen Moment zurückgedreht wird, um einen kurzen Blick in die Zukunft zu erlangen.) In den Filmen wird das, glaube ich, verhindert, indem der Fluxkompensator nicht genug Strom hat.

    Meiner Meinung nach folgt der Film keiner tieferen Erklärung der Zeitreise, sondern nutze diesen damals vermutlich eher unverbrauchten Storykniff für eine Erklärung des Schicksals und wir alle haben so wenig Einfluss darauf und gleichzeitig leben wir einer Illusion des freien Verstandes nach. Und nun kommt Marty an und will für einen einzigen, ihm nahestehenden Menschen, die gesamte Zukunft verändern und setzt sich so, emotionsgetrieben und völlig ohne Hintergedanken, über alle Zweifel hinweg. Diese Entscheidung ist daher auch nicht Kern des Films, er dient also, glaube ich, nicht dazu eine bestimmte Moral oder Einstellung zu vertreten.

    Vielleicht liege ich damit auch voll daneben, ich habe weder die Filme im Kopf, noch lange darüber nachgedacht. Kam mir gerade beim Lesen: sehr inspirierend!

    • fruehstuecksflocke schreibt:

      Das Foto ist natürlich ein problematischer Knackpunkt. „Zurück in die Zukunft“ geht davon aus, dass sich Relikte (mangels eines anderen Begriffs meinerseits) aus anderen Zeiten einfach verändern und sich dem veränderten Zeitverlauf anpassen.
      Ich bin mir nicht sicher, ob es in „Ducktales“ oder „Die Zeitzocker“ war, aber in einem von beidem hören Relikte aus anderen Zeiten einfach auf zu existieren, wenn sie in eine andere Zeit übertragen werden. Die Lösung ist dort allerdings auch nicht ganz sauber, denn es veschwinden zwar Fotos und Gemälde, allerdings nicht die Kleidung und anderen Gegenstände der Protagonisten. Von den Protagonisten selbst ganz zu schweigen…. aber dazu kommen wir dann in einem anderen Teil der Fallstudie noch ;-).

      Der Film verhindert zumindest im ersten Teil weitere Zeitreisen dadurch, dass der Fluxkompensator keinen Strom hat. In Teil 2 verhält sich die Sache anders, dort gibt es tatsächlich mehrere Zeitreisen, auch um versehentlich gemachte Änderungen wieder rückgängig zu machen. Die dort besuchten Zeiten sind das Ausgangs-1985, die Zukunft 2015, das durch Veränderungen geschaffene neue 1985 und dann das – um die Änderungen zu kompensieren besuchte – 1955, das wir schon aus dem ersten Teil kennen. Die Handlung wird dort auch zusehends komplizierter, allein weil manche Figuren öfters vorkommen….

      Der Film hat zwar Ansätze zur Erklärung der Zeitreise in sich, aber wenn man sich eingehender damit beschäftigt, stößt man natürlich auf Ungereimtheiten, ganz klar. Es handelt sich ja auch um einen spannenden Hollywoodschinken, als um eine wissenschaftliche Doku ;-)
      Dass Marty die Zeit für seine ihm nahestenden Freunde verändern will, ist im ersten Film allerdings noch nicht Thema – hier geht es wirklich darum, unwissentlich gemachte Veränderungen in 1955 wieder auszumerzen. Die ganze Sache mit „Wir ändern die Zukunft zur Rettung von XY!“ beginnt erst mit Film II, wobei dort das ganze eine moralisch fragwürdige Komponente erhält, als zwar Marty seinen Sohn retten darf, aber der Vorteil, den sich der Erzfeind Biff geschaffen hat, um jeden Preis wieder ausgemerzt werden muss. Hier folgt der Film dann stark der üblichen Gut-gegen-Böse-Thematik, aber angesichts dessen, was Biff angerichtet hat, kann man Marty und Doc das Vereiteln des ganzen und neuerliche Eingreifen in die Zeit nicht mehr verübeln.

      Doc selbst erkennt schlussendlich ja die Problematik des ganzen und will die Zeitmaschine am Ende des Filmes zerstören – käme ihm da nicht ein Missgeschick dazwischen, was uns zu Film III führt….aber das würde wohl den Rahmen eines Kommentars sprengen, also höre ich hier jetzt auf ;-)

  3. Hakuna Matata schreibt:

    Mir fällt noch ein: Wenn er in die Zukunft reist und nicht selbst für die Zukunft „verfügbar“ ist, entwickelt sich die Zukunft logischerweise völlig anders. Nämlich so als wäre er plötzlich spurlos verschwunden.
    Demnach kann er vielleicht doch nicht in die Zukunft sehen.

    • fruehstuecksflocke schreibt:

      Als der Marty aus dem Jahre 1985 ins Jahr 2015 reist, sieht er dort u.a. sein 2015er-Ich. Direkter Kontakt wird auf Anraten von Doc („Das könnte das Raumzeitkontinuum sprengen!“) verhindert.
      Marty selbst reist von 1985 aus in die Zukunft, es ist sein damaliges Ich. In der Zukunft ist er dennoch verfügbar, denn der 1985er-Marty reist wieder zurück in der Zeit an genau die Stelle, von der er ein paar Minuten zuvor aufgebrochen ist. Dadurch entwickelt sich 1985 normal weiter, abgesehen von ein paar Änderungen, die sich ergeben, weil Marty seine 2015er-Zukunft kennt. Dort erfährt er z.B. dass er eines Tages einen Autounfall haben wird. Seine tollkühnen Aktionen lässt Marty daraufhin, der Autounfall passiert nicht und Marty hat keine lebenslange Verletzung an der Hand (kann also doch noch Musik machen, nicht so wie sein 2015er-Ich).
      Der Zeitverlauf muss hierzu natürlich deterministisch sein – es scheint alles vorherbestimmt zu sein, sonst wäre eine Zeitreise in die Zukunft natürlich nicht möglich. Ein Ausbruch aus diesem Determinismus scheint die Zeitreise an sich zu ermöglichen. Der Zeitreisende erhält neue Informationen und kann seine Entscheidungen vielleicht ändern.
      Die Frage ist nur: Inwiefern ist nicht bereits das Erfinden der Zeitmaschine und damit die Zeitreise an sich vorherbestimmt?

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  8. Theresa schreibt:

    Fraglich ist auch, wie es sein kann, dass Marty in dem Moment, als er zurück nach 1985 kehrt, sich in der selbigen Situation wiederfindet, welche er verlassen hat (da die Vergangenheit ja verändert ist). Die einzige Veränderung zeigt sich darin, dass Doc Brown eine schusssichere Weste trägt, nachdem Marty ihn durch seinen Brief in der Vergangenheit vor den Lybiern gewarnt hat. Was passiert nun aber mit dem Marty aus der veränderten Zukunft, welcher in diesem Moment in die bereits veränderte Vergangenheit reist? Löst dieser sich im Raum-Zeit-Kontinuum in Luft auf?? :)
    Und nebenbei…wäre der Marty aus der veränderten Zukunft überhaupt der selbe Marty, wie jener, welcher aus der „alten Vergangenheit“ stammt??

    • fruehstuecksflocke schreibt:

      Gut beobachtet!
      Martys Zeitreise ändert die Zukunft nicht nur dahingehend, dass Doc den Angriff der Terroristen überlebt, sondern sein Vater wird auch zum Schriftsteller, Biff wird zum Autoputzer usw.
      Im Prinzip erschafft Marty eine neue Zeit. Was aus dem Marty des neuen 1985 wird, bleibt wirklich ungeklärt. Eigentlich müsste es da einen Marty geben, der unter diesen anderen Umständen (erfolgreicher Vater etc.) aufgewachsen ist und der irgendwie verschwindet.

      Alles sehr widersprüchlich – wie eigentlich jede Zeitreisengeschichte. Ich habe noch keine gesehen, die sich nicht in Widersprüche verwickelt hätte ^^

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