Montag, Dienstag, Mittwoch… Alternativlos?
Keineswegs… In manchen Kulturen gab es gar keine Wochentage, in anderen widerum gab es ganze zehn davon.
Und wer sagt, dass die Woche mit dem Montag beginnen und mit dem Sonntag enden soll?
Ein Artikel, euch zu inspirieren!
Antike
Die Römer gaben ihr Datum nach drei Fixtagen im Monat an – Kalenden, Nonen und Iden. Alle anderen Tage wurden von diesen ausgehend angegeben.
So war beispielsweise der 7. November „Ante diem septimum Idus Novembres“ – also der 7. Tag vor der Ide des Novembers.
Entsprechend erklären sich auch die Iden des März – es handelte sich dabei um den 15ten März. Wochentage in unserem Sinne kannten die Römer hingegen nicht.
Mittelalter und Renaissance
Im christlichen Europa wurden die Tage – zusätzlich zu den Wochentagen – gerne nach Heiligen angegeben. So nennt sich die blutigste Nacht in der Geschichte Frankreich die „St. Bartholomäus-Nacht“ – nur wenige haben sich auch das zugehörige Datum, den 24.August 1572 ins Gedächtnis gehämmert.
Dies war kein ungewöhnliches Phänomen – tatsächlich war die Ankündigung, etwas „an Michalis“ zu tun, den meisten Menschen geläufiger, als ebenjenes Datum mit dem 29. September zu bezeichnen.
Allerdings funktionioniert das System nur, wenn innerhalb des Verwendungsraums die Religion einheitlich ist: Ein evangelischer Christ wird mit der Datumsangabe nach katholischem Heiligenkalender nur wenig anfangen können und wollen. Griechisch- und Russisch-Orthodoxe Christen haben ihre eigenen Heiligenkalender, die sich nicht im Geringsten mit dem katholischen Heiligenkalender decken.
Für ein Land mit einheitlicher Religion also sehr gut geeignet, wird dieses Kalendersystem in einer pluralistischen Gesellschaft eher unpraktisch.
Alles brav durchgezählt
Die jüdischen und islamischen Wochentage werden einfach durchgezählt – allerdings gibt es eine Besonderheit: Sie beginnen nicht mit dem Montag, sondern sozusagen mit dem Sonntag, der bei ihnen ein normaler Werktag ist und einfach als „erster Tag“ bezeichnet werden. In der islamischen Woche hat der sechste Wochentag einen besonderen Namen – „Tag der Zusammenkunft“.
Im Judentum trägt der Samstag den Namen „Schabbat“ oder „Ruhe“.
Man muss allerdings erwähnen, dass in diesen beiden Kalendern der nächste Tag jeweils mit dem Abend des vorigen Tages beginnt. Was für den Europäer also Freitag Abend ist, ist für den Juden bereits Schabbat – also Samstag.
Ähnlich verhält es sich übrigens mit den Wochentagen in vielen slawischen Sprachen: Oftmals leiten sich die Bezeichnungen für die Wochentage von den entsprechenden Zahlen ab.
Das russische Wort für Donnerstag – „четверг“ (Chetverg gesprochen, mehr oder weniger) – leitet sich vom russischen Wort für vier ab.
Durchzählen einmal anders praktizierten auch die Kalenderreformer während der Französischen Revolution: Die Namen der Tage wurden aus der lateinischen Zahl und dem Suffix -idi oder -adi gebildet:
- Primidi
- Duodi
- Tridi
- Quartidi
- Quintidi
- Sextidi
- Septidi
- Octidi
- Nonidi
- Decadi
Zusätzlich hatten die Namen allerdings innerhalb eines Monats noch sogenannte „Tagesnamen“, die so weit möglich einem bestimmten Thema zugeordnet waren. So sollten ursprünglich alle Tage zusätzlich nach landwirtschaftlichen Nutzpflanzen und Mineralien benannt werden. Eine Ausnahme bildeten die Namen des Quintidi, dessen Tage nach Nutztieren benannt werden sollten, ebenso wie die Tagesnamen des Decadi, die landwirtschaftlichen Geräten zugeordnet wurden.
Vermutlich diente das dazu, den durch die kalte Zahleneinteilung eintönigen Kalender volksnäher zu gestalten.
Sonne, Mond und Planeten
Auch Japan hat die Sieben-Tage-Woche. Ähnlich wie der jüdische und islamische Kalender, beginnt die Woche im japanischen Kalender am Sonntag und endet am Samstag.
Die jeweiligen Wochentage sind nach Sonne, Mond, Mars, Merkur, Jupiter, Venus und Saturn benannt. Diese Auswahl ist keinesfalls zufällig – die Planeten sind den fünf chinesischen Naturelementen zugeordnet: Feuer, Wasser, Baum, Metall und Erde.
Datumsangaben in Japan folgen in der Regel folgendem Schema: Monatszahl/Datumszahl (Erstes Zeichen für den Wochentag in Klammern).
Fazit
Es gibt unzählige Möglichkeiten, eine Datumsangabe zu machen. Ob die Tage einfach durchgezählt werden, man sie nach den Planeten in seinem fiktiven Sonnensystem benennt oder besonders markanten Tagen spezielle Namen gibt – alles ist erlaubt, solange man dabei kreativ ist und neue Wege beschreitet.
Schließlich haben sich die Wochentage wie wir sie in Deutschland kennen, über die Jahrhunderte entwickelt und spiegeln letztendlich eine lange Geschichte wider. Diese einfach für die eigene Welt zu übernehmen, bedeutet auch, ihren historischen Hintergrund in eine Welt transportieren, zu der sie möglicherweise nicht passen.
Darum ist es immer wieder spannend, sich eigene Wochentage mit der zugehörigen Geschichte auszudenken. Eine Welt, bei der auch an dieses kleine Detail gedacht wurde, wird damit authentischer, runder und plastischer.
Das erinnert mich hieran: http://www.midgard-wiki.de/index.php/Die_Welt_Midgard#Kalender
Eine kleine Wissenschaft für sich, die beim Rollenspiel allerdings manchmal störend ist, manchmal aber auch hilfreich. (Meistens wird es ignoriert.)
Ich habe heute im neuen „Bücher“-Magazin geblättert und beim Lesen eines Artkels über (Fantasy-)Welten an Euch gedacht,
Stimmt, eine Wissenschaft ist es wirklich. Fruestuecksflocke hat ja beispielsweise schon mal über Zeitrechnungen geschrieben, das hier ist eine kleine Ergänzung.
Wobei es beim Rollenspiel, wenn man es in eine Gesamtgeschichte einfügen will, bestimmt praktisch ist, wenn man es datieren kann.
Was stand denn im Artikel? :)
Bekommst gleich eine Nachricht. :-)
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