Fallstudie: Zeitreisen IV – Déjà Vu – Wettlauf gegen die Zeit

Zurück nach Hollywood geht es im vierten Teil unserer Zeitreisen-Serie: Der Film „Déjà Vu – Wettlauf gegen die Zeit“ aus dem Jahre 2006 mit Denzel Washington in der Hauptrolle beschäftigt uns heute.

Im Vordergrund der Handlung steht hier aber anfangs nicht die Zeitreise an sich, sondern ein blutiger Terroranschlag: Eine Fähre in New Orleans explodiert, die Folge sind hunderte Tote. Natürlich nehmen Polizei, FBI & Co sofort die Suche nach dem Mörder auf. Dabei stößt ATF-Agent Doug Carlin (gespielt von Washington) auf die Leiche einer jungen Frau, die er zuerst auch für ein Opfer der Explosion hält, aber: Die gute Dame war schon vorher tot. Also muss ihr Mörder von dem Anschlag gewusst haben, denn er hat ihre Leiche auf die Fähre gebracht, um es aussehen zu lassen, als wäre sie bei der Explosion gestorben wie all die anderen auch.

Wenn Doug also ihren Mörder findet, findet er auch den Attentäter.

Und hier kommt dann die Zeitreise ins Spiel: Doug Carlin wird einer FBI-Spezialeinheit zugeordnet, die mittels einer „Zeitmaschine“ in die Vergangenheit schauen kann – wobei dieses Wort nicht benutzt wird und Doug zuvor auch vorgegaukelt wird, dass man lediglich Überwachungsbänder der letzten Tage anschaue …

Die Zeitmaschine und ihre Funktionsweise

Optisch macht die Zeitmaschine nicht so viel her wie das schicke Armband von Sinaa oder der DeLorean von Marty McFly: Sie verbirgt sich in einem einfachen Container, davor sitzen ein paar Computertechniker, haben Tastaturen und andere Computergadgets vor sich und starren auf eine Vielzahl an Bildschirmen, von denen einer – der größte – die Vergangenheit zeigt.

Aber: Die Technik hat ihre Grenzen. So ist das Datenmaterial viel zu groß, als dass man es speichern könnte (man kann also alles nur einmal ansehen) und man kann auch immer nur etwa 4 Tage und sechs Stunden in die Vergangenheit blicken. Dafür aber kann man problemlos zoomen, die Perspektive ändern etc.

All das benötigt dann aber auch – wie alle Zeitmaschinen – einiges an Strom: So erwähnt einer der Techniker einmal am Rande, dass sie bei ihren ersten Experimenten aus Versehen das Stromnetz der gesamten Ostküste lahmgelegt hätten. Grotesk ist nur: Während die stationäre Zeitmaschine Unmengen an Strom frisst und wegen des Energieaufwands sogar eine begrenzte Reichweite hat, kann man diese Reichweite mit einer mobilen Einheit jederzeit erweitern. Besagte mobile Einheit besteht dann aber nur aus einem Rucksack (wohl der Akku) und einer Kamera – man fragt sich: Müsste da dann nicht der Saft schon nach einer halben Minute ausgehen?

Der gigantische Energieaufwand wiederum wird benötigt, um den Raum zu krümmen. Der Techniker im Film illustriert das so: Die Zeit ist eine lange Skala, auf der es nur vorwärts geht. Verbiegt man diese aber, so ist man durch die Krümmung um einiges näher an der Vergangenheit und kann hinüber sehen.

Das Hinübersehen ist aber eine Einbahn-Straße: Man kann nicht zurücksehen und völlig unbeobachtet die arme Claire – das Mordopfer, deren Alltag beobachtet wird, um den Mörder zu finden – auch mal problemlos unter der Dusche beobachten … wobei sich hier dann zeigt: Claire kriegt sehr wohl mit, dass sie jemand beobachtet. Sie kann nicht zurücksehen, aber sie kann die Agents in ihrem Überwachungscontainer hören …

Übrigens kann man durch die Zeitmaschine nicht nur sehen, sondern auch in den Zeitstrom der Vergangenheit eingreifen, in dem man etwas aus der Zukunft zurückschickt. Anfangs wird im Film darüber ein großes Brimborium gemacht und erklärt, dass die Masse dafür so klein wie möglich sein muss – gerade mal einen kleinen Notizzettel mit einer Information für den Vergangenheits-Doug trauen sich die Techniker zu schicken. Später wird auch das ad absurdum geführt: Doug selbst lässt sich in die Vergangenheit schicken (wovon ihm jeder abrät, er werde es nicht überleben – dennoch hat man beim FBI genau für diesen Fall einen Transporter konstruiert, in den auch ein Mensch passt?). Natürlich muss die Masse wieder möglichst klein sein, Doug darf sich nackig machen. Und da ihn der elektromagnetische Impuls wohl killen wird, schickt man ihn in ein Krankenhaus der Vergangenheit, wo ihn die Ärzte auch gleich wiederbeleben dürfen.

Auswirkungen der Zeitreise

Der Ablauf der Zeitreisen in „Déjà Vu – Wettlauf gegen die Zeit“ ist recht verworren – durchleuchtet man ihn genau, so stellt man bald fest, dass die ganze Handlung nie hätte passieren dürfen, denn die Zeitreise an sich wird bereits durch die Zeitreise ausgelöst. Der Zukunfts-Doug muss also in die Vergangenheit reisen, damit der Zukunfts-Doug überhaupt auf die Idee kommt, in die Vergangenheit zu reisen. Verwirrend? Allerdings. Die englische Wikipedia hat eine Skizze hierzu angefertigt, die hierbei immens weiterhilft (ein Klick auf die Skizze öffnet sie nochmal größer):

Deja Vu Timeline

Zeitleiste zum Film von Tyler Young.Wildonrio at en.wikipedia [Public domain], von Wikimedia Commons

Kurz zusammengefasst: Claire will ihr Auto verkaufen. Der Attentäter Carroll braucht ein Auto, also ruft er Claire an. Die ist aber nicht erreichbar, also kauft Carroll ein anderes Auto (den Blazer) und führt den Anschlag damit durch. Via Zeitmaschine sehen Doug und die Techniker das und Doug schickt eine kleine Notiz in die Vergangenheit, wo der Attentäter sich mit dem Auto aufhält. Diese Notiz sieht sein Partner, er stellt den Attentäter, wird dabei umgelegt und als Ergebnis hat der Blazer jetzt Einschusslöcher, ist also nicht mehr für das Attentat zu gebrauchen. Der Attentäter Carroll stiehlt deshalb Claires Auto, kidnappt sie und legt sie um – wobei er sie verbrennt und in den Fluss schmeißt (und diese „Flussleiche“ findet Doug1 dann im Wasser, was ihn überhaupt erst auf Claires Spur bringt und ihn auch erst dazu veranlasst, die Notiz in die Vergangenheit zu schicken – wegen der Claire erst stirbt).

Daraufhin reist Doug selbst in die Vergangenheit – er rettet Claire, bringt sie nach Hause (wo sie wiederum vom Attentäter geschnappt und gekillt wird, wie schon zuvor) und Doug verpatzt es dann auch, das Attentat zu verhindern, die Fähre explodiert und stößt erneut die Ermittlungshandlung an. Alles wiederholt sich, Doug findet Claire, schickt die Nachricht, reist zurück in die Vergangenheit – und macht es diesmal anders, er lässt Claire nicht allein zurück, sondern nimmt sie mit, als er den Attentäter Carroll aufhalten will. Carroll kommt daraufhin zu Claires Haus, aber sie ist nicht da.

Daraufhin zieht er das Attentat trotzdem durch, Doug und Claire halten ihn aber auf und retten die Fähre. Doug gibt dabei aber den Löffel ab – was nicht schlimm ist, denn Claire trifft auf den Ermittler-Doug (der die ganze Handlung noch nicht mitgemacht hat) am Dock. Ein freudiges Wiedersehen? Der Beginn einer Lovestory zwischen den beiden? Wer weiß – Doug jedenfalls hat das Gefühl eines Déjà Vu, als er Claire das „erste“ Mal sieht…

Fazit

Die Handlung des Films ist doch etwas verstrickt, was nichts schlechtes sein muss. Der Film bietet Action, Explosionen, eine Love Story, sinnliche Momente und viele „Aha!“-Effekte. Leider verliert er einiges an Qualität, wenn man zu sehr über die einzelnen Kausalzusammenhänge nachdenkt. Falls wir nun irgendwem diesen Film verdorben haben: Sorry, es tut uns wirklich leid.

Aber man muss dem Film zugestehen, dass sein Einsatz einer Rückblick-Zeitmaschine zur Aufklärung eines Terroranschlags alles andere als unkreativ ist. Während man Doug und den Technikern dabei zusieht, wie sie Claire und den Attentäter beobachten, fiebert man selbst mit und möchte wissen, was da eigentlich passiert ist.

Auch ist „Déjà Vu – Wettlauf gegen die Zeit“ wohl der einzige Film, bei dem der Protagonist und Zeitreisende höchstpersönlich in Frage stellt, ob es richtig ist, dass sie da Claire in ihrem Privatleben ganz ungeniert beobachten. Ein dickes Plus dafür, denn moralische Bedenken sind bei Zeitreisenden sonst doch eher selten…

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Über fruehstuecksflocke

Tätig als Studiosus, Autor, Blogger, Leser; außerdem Zusatzqualifikationen: Zitatesammler, Schwammaufsauger von jeglicher Nichtigkeit und leidenschaftlicher Verlierer beim Schachspiel.
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