Weltenbauartikel: Schulbildung

„Aus Eins mach Zehn und Zwei laß geh’n, Und Drei mach gleich, So bist Du reich. Verlier die Vier! Aus Fünf und Sechs… Wird nix gescheit’s, ist’s wie verhext!“ Hätte Goethes Fausthexe nur etwas mehr Schulbildung genossen, so wäre ihr dieses Malheuer nicht passiert.

Antike

Im antiken Rom war die Bildung der Schlüssel zum gesellschaftlichen Erfolg – jedoch gab es keine allgemeine Schulbildung. Meist wirkten (griechische) Sklaven als Hauslehrer, oder die Kinder gingen privat bei angesehenen Rhetorikmeistern in die Lehre.
Zur Einrichtung öffentlicher Schulen im alten Rom kam es erst im 1. Jhdt. n. Chr. So war der römische Rhetoriker Quintilian der erste staatlich besoldete Rhetoriklehrer.
Das Schulmodell in Rom orientierte sich an den drei Stufen der Schulbildung des Hellenismus:
1. Elementarunterricht (7-11 Jahre)
2. Unterricht beim Grammaticus: Grammatik, Allgemeinbildung, lit. Fächer (12-15 Jahre)
3. Unterricht beim Rhetor in Rhetorik (15-19 Jahre; nur Jungs, die eine militärische oder politische Laufbahn anstrebten)

Eine Schulpflicht gab es im alten Rom und auch im alten Griechenland nicht, auch die Lehrinhalte wurden nicht staatlich genormt, wie wir es heute kennen.
Meist wurde höhere Bildung nur Jungs zu teil, Frauen hatten den Haushalt zu führen. Beim Dichter Ovid in seiner „Ars Amatoria“ heißt es aber auch, dass es für Mädchen durchaus erstrebenswert sei, ihrem Göttergatten etwas von den großen Dichtern vortragen zu können.

Mittelalter

Nach dem Zerfall des Römischen Reiches versank das Land weitestgehend in Analphabetismus. Bildung spielte kaum eine Rolle – und wenn doch, so ausschließlich in den Priesterkreisen.
Somit war in Europa die Bedeutung der Bildung weitestgehend auf die kirchliche Sphäre beschränkt – Missionare lasen an den Rändern Europas den Barbaren aus der Bibel vor, Klosterschulen bildeten ihren Priesternachwuchs aus und Schreibstuben wurden die letzten Refugien der Bildung im frühen Mittelalter.
Tatsächlich konnten die meisten weltlichen Fürsten weder lesen noch schreiben!
Dies änderte sich erst mit Karl dem Großen: Der Kaiser, der selbst erst im Erwachsenenalter und nur mangelhaft das Schreiben erlernte, war ein Förderer der Kultur und Bildung. Zu seiner Zeit wurde die Schrift reformiert – mit den sogenannten karolingischen Minuskeln zog die Kleinschrift in das lateinische Schriftsystem ein, das bis dato nur aus Großbuchstaben bestand. Außerdem forderte er mehr Unterricht und ließ Schulen anlegen.
Das Bildungssystem als solches basierte auf dem System der „Artes“ oder Künste, das sich in drei Zweige gliederte: Freie Künste, mechanische Künste und magische oder verbotene Künste, von allen gab es jeweils sieben. Dabei galten die sieben Freien Künste als besonders prestigeträchtig, da sie nur von Freigeborenen ausgeübt werden durften und Voraussetzungen für das Studium von Theologie, Jura und Medizin darstellten.
Diese waren:
Grammatik
Rhetorik
Dialektik
Arithmetik
Geometrie
Musik
Astronomie
Der Unterricht stützte sich auf zeitgenössige Autoritäten sowie auf antike Vorbilder. Dabei gab es lange Zeit nur lateinische Ausgaben, erst später kamen landessprachliche Fassungen der Unterrichtsbücher heraus.
In kleineren Schulen wurden nur die ersten drei Künste gelehrt.

Lehrer und Schüler Quelle: http://commons.wikimedia.org public domain

Neuzeit

Mit der zunehmenden Urbanisierung änderte sich auch der Bedarf nach Bildung: Während Karl der Große die Bildung noch in die Hände des Klerus gelegt hatte, setzten sich schon ab der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts bürgerliche Schulen durch.
Dies hatte seine Grunde im aufkommenden Kreditwesen – um Kaufmann zu werden und Kredite zu vergeben, waren Lese- und Rechtschreibkenntnisse die wichtigsten Voraussetzungen. Auch wenn Kaufmannssöhne anfangs die Klosterschulen besuchten, um ihr für den Schriftverkehr notwendiges Latein zu lernen, so war diese Schulart denkbar ungeeignet, um aus ihnen tüchtige, praxisbewanderte Kaufleute zu machen.
Auch wenn der Klerus sich gegen die städtischen Schulen wehrte und diese weiterhin beaufsichtigte, schwand zunehmends der Einfluss der Kirche auf die Bildung.
Auch der zunehmende Einfluss des Humanismus, der von Italien ausging, tat sein Übriges, um den Einfluss des Klerus zurückzudrängen.

Fazit

Auch in einer ausgedachten Welt bleiben Schule und Unterricht keineswegs durchgängig konstant. Je nachdem, welche Gruppe das öffentliche Leben am Meisten beeinflusst oder welche Umstände herrschen, kann das Bildungssystem völlig verschieden aussehen. Auch, wer in welchem Zeitalter den Zugang zu Bildung bekommt, kann selbst innerhalb einer eigenen Welt mitunter stark variieren.
Dem Weltenbauer sind folglich kaum Grenzen gesetzt, wenn es darum geht, Bildungssysteme zu erschaffen.

Wie sieht es in euren Welten aus? Habt ihr Schulen? Dürfen alle dort hingehen?

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Über Katherina Ushachov

Lektoriert, liest alpha, beta, gamma und omega. Administriert Foren, entdeckt beim Schreiben und schafft dabei Trilogien in neun Bänden. Dichtet.
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2 Antworten zu Weltenbauartikel: Schulbildung

  1. Christiane schreibt:

    Hey, danke für den lieben Kommentar! Habt ihr Lust, an meiner Blogparade teilzunehmen? Thema „Fahrradfrühling“ – da fällt euch sicher wieder was originelles ein… (Der Hobbit-Post war ja auch ein echter Volltreffer.)
    Infos zur Blogparade hier: http://bikelovin.blogspot.de/2013/02/lets-bike-for-sunshine-blogparade.html
    Würd mich freuen, wenn ihr mitmacht.
    LG
    Christiane

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