Pfadfinder, im Englischen „Scouts“, kennen die Meisten als etwas typisch Amerikanisches aus dem Fernsehen, wo es sich meist um Kinder handelt, die entweder an allen Haustüren klingeln und Schokolade verkaufen oder im Wald zelten gehen und dabei Abenteurer aller Art erleben.

St. Georg Quelle: Wikimedia Lizenz: Public Domain
Dabei handelt es sich jedoch keineswegs um eine amerikanische Erfindung, sondern um eine Britische – und diese hatte keineswegs nur den friedlichen Hintergedanken, Kindern die Natur näherzubingen.
Der Erfinder war Robert Baden-Powell, der nach seinen Kriegserfahrungen mit jugendlichen Kundschaftern ein Buch namens „Scouting for Boys“ herausbrachte. 1907 führte er mit 21 Jungen das erste Probescouting auf britischem Boden durch. Dabei machte er St. Georg zum Patron der Pfadfinder, mit der Begründung, diese sollen ritterlich und ehrlich handeln. Denn die Gründung der Pfadfinder stand noch unter dem Zeichen des Mittelalter-Revivals im viktorianischen England, als die „Ehrenkodices“ der mittelalterlichen Ritter – oder was man damals dafür hielt – populär wurden und als nachahmenswert erschienen. Es gab in diesem Zusammenhang zahlreiche Abbildungen von Pfadfindern, die einen Lindwurm erlegten.
Anfangs dienten diese Verbände tatsächlich ausschließlich pädagogischen Zwecken – die Jungen sollten lernen, sich zu gut handelnden, ehrlichen Bürgern ihres Landes zu entwickeln. Junge Pfadfinder waren angehalten, den Schwachen zu helfen – dazu gehörte auch, Frauen und Kindern über die Straße zu helfen, denn man nahm damals noch an, dass auch Frauen nicht selbst über die Straßen gehen könnten.
Zu Zeiten vor dem Ersten Weltkrieg wurden die Pfadfindergruppen jedoch auch genutzt, um sich bereits vorbereiteten Soldatennachwuchs heranzuziehen. Dies wird besonders in Plakaten aus der Zeit deutlich, in denen Pfadfinder aufgefordert wurden, sich zum Wehrdienst zu melden. Dies widerspricht allerdings der Philosophie von Baden-Powell, der ausdrücklich keine militärische Anwendung beabsichtigt hat.
Faszinierenderweise sind die heutigen Pfadfinder eine Organisation, die eine politisch und religiös unabhängige Erziehungsphilosophie verfolgt und gelten als typisch amerikanisch. Nur noch Wenige wissen, dass es sich ursprünglich um einen britischen Ansatz der Reformpädagogik handelte – und dass dieser eng mit der Neuentdeckung des Mittelalters zusammenhängt.

Ein Rekrutierposter der britischen Armee Quelle: Wikimedia Commons Lizenz: Public Domain
Weltenbauerisches Fazit:
Nicht immer erkennt man in etwas, das historisch schnell gewachsen ist, noch die Wurzeln, aus denen es einst entspross. So auch bei den Pfadfindern, die man niemals auf die Liebe der Briten zum Rittertum und die Liebe junger Menschen zu Erkundungsspielen zurückgeführt hätte.
Wenn man in seiner Welt jedoch eine solche Organisation mit versteckten Wurzeln einarbeiten will, dann muss man natürlich auch die Wurzeln genau ausarbeiten.
Wer also seine Welt um die Bereiche eines Zeitalter-Revivels bereichern möchte, muss auch dieses Zeitalter zumindest grob ausgebaut haben. Und das, obwohl die Geschichte gar nicht in dieser Zeit spielt.
Interessant, das habe ich bis jetzt nicht gewusst.
Danke :). Ich habe es zufällig mitbekommen und fand, dass es einen Artikel wert ist.