Wir haben hier auf der Weltenschmiede kurioserweise schon einige Artikel zum Thema „Dating“ veröffentlicht und dabei einiges an unterschiedlichen Aspekten abgehandelt – etwa, woran ein griechischer Gott so denkt, welch disaströse Dates ein Held wie Harry Potter schon erleben müsste oder wie etwa ein Fahrrad für die große Liebe sorgen kann. Oder oder oder.
Aber einiges haben wir bisher nicht behandelt: Was man tut, wenn all das Dating nix hilft und man einfach keine Frau für sich begeistern kann. Was macht man da?
Die Antwort ist einfach: Man nimmt sich die Frau einfach. Und dieses Vorgehen hat durchaus Tradition.
Das große Vorbild: Der größte aller Frauenhelden …
… ist kein geringerer als der griechische Göttervater Zeus. Er denkt nicht nur stets an das Eine, nein, Zeus weiß es sich auch zu verschaffen. Allein unter den Nymphen – eigentlich keusch lebende weibliche Wesenheiten – soll es der „alte göttliche Hund“ zu über 800 Liebschaften gebracht haben. Die sterblichen (soll heißen: menschlichen) Eroberungen sind hierbei noch gar nicht miteingerechnet, und obendrein war der gute Zeus ja auch noch verheiratet. Wer die griechische Mythologie kennt, weiß mit wem – und weiß auch, dass die kuhäugige Hera ziemlich eifersüchtig über die Aktivitäten ihres Gatten wachte (und sowohl seine Geliebten, als auch seine unehelichen Nachkommen mit ziemlicher Rachsucht verfolgte. Allein Herakles könnte uns ein Lied davon singen, so es ihn denn wirklich gegeben hätte…)
Wie kommt der Göttervater mit dem eifersüchtigsten aller Hausdrachen nun aber zu einer solch stattlichen Zahl an Seitensprüngen? Allein durch göttlichen Sexappeal oder eine Pralinen-Flat beim Bäcker seines Vertrauens jedenfalls nicht. Die Strategie des Göttervaters lässt sich einfacher zusammenfassen: „Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt; Und bist du nicht willig, so brauch‘ ich Gewalt“ (auf gut Internetlerisch müsst man jetzt wohl noch anmerken: Pun intended, aber das nur am Rande…)
Nur ein Beispiel dafür sei schnell erzählt: Eines Tages begab es sich, dass Zeus sich in die phönizische Königstochter Europa verguckte. Da aber Hera streng über seine Umtriebe wachte, musste Zeus sich ihr inkognito nähern, sprich: er verwandelte sich in einen besonders prachtvollen Stier, mischte sich unter die königliche Herde, die praktischerweise von Hermes zum Strand getrieben worden waren, und harrte der süßen Dinge, die da kommen sollten. Als Europa, die zufälligerweise auch grad mit Freundinnen am Strande weilt, sich dem Stier nähert, ihn füttert und schließlich auch mit ihm spielt, traut sie sich irgendwann auch, seinen Rücken zu besteigen. Darauf hat Zeus nur gewartet: Statt nun Pralinen zu verschenken, Blumen zu kaufen oder Gedichte zu schreiben, saust er einfach los, springt mit dem Mädel auf dem Rücken ins Meer und schwimmt flugs die gar nicht mal so kurze Strecke nach Kreta, um dort ein kleines Schäferstündchen (oder müsste man hier Rinderstündchen sagen?) zu halten.
Ob ihm der Erfolg recht gibt, ist nun moralisch vielleicht zweifelhaft, aber effizient ist es wohl allemal, weshalb Zeus auch bald Nachahmer fand.
Raub der Sabinerinnen
Nachdem Rom von Romulus und Remus gegründet worden war, so berichtet uns der römische Geschichtsschreiber Livius, fanden sich auch bald einige wackere Gefährten und einige nicht ganz so wackere Asylanten, die dem inzwischen zum Einzelkind gewordenen Romulus Gesellschaft leisten wollten. Was sich aber nicht fanden, waren Frauen. Sei es, dass es in Rom noch keine Schuhgeschäfte gab oder sei es, dass Zalando dorthin noch keine schreienden Postboten schickte – die römischen Männer saßen in Liebesdingen auf dem Trockenen.
Ein durchaus ernsthaftes Problem. Sieht man mal davon ab, dass aus Mangel an Candle Light Dinners die örtlichen Kerzenfabriken ziemliche Probleme gehabt haben dürften, so bedingte auch der Mangel an Frauen ein baldiges Aussterben der eben erst gegründeten Weltkulturstadt. Ein Zustand, der nicht hinnehmbar war.
Glücklicherweise gab es einen Ort mit Zalando-Einfluss ganz in der Nähe: Das Reich der Sabiner, die einige nette Mädels zu ihrem Stamme zählten. Was lag näher für Romulus, als sich seines Gottes Jupiter (=Zeus) zu entsinnen und es ihm gleich zu tun?
Unter dem Vorwand von feierlichen Spielen, bei denen mit den Nachbarn auf gute Nachbarschaft getrunken werden sollte und bei deren Anlass die Römer eine Art „Tag der offenen Stadt“ veranstalteten, wurden die benachbarten Sabiner in die bald ewige Stadt eingeladen. Kaum waren die Kerle da und hatten praktischerweise auch ihre Mädels mitgebracht, gab Romulus ein Zeichen – und ein jeder Römer griff sich, so schnell er konnte, das Mädel seiner Träume – oder das Mädel, das halt gerade in seiner Nähe stand? – und rannte, dass die Sohlen qualmten.
Und, man man mag es kaum glauben, die Römer kamen damit sogar davon: Als die Sabiner daraufhin zum Kriege rüsteten, um ihre lieben Mädels zurückzuholen, da waren es gerade ihre Mädels, die sich dagegen wehrten, zurückgeholt zu werden: Sie erklärten, dass die Römer doch eigentlich keine üblen Kerle seien und sie gern bei ihnen bleiben würden.
Man fragt sich da nun doch, wie lange die Sabiner für das Vorbereiten ihres Krieges wohl brauchten – und wie lange die römischen Männer Zeit hatten, ihre „Qualitäten“ zu beweisen….
Und die Moral von der Geschicht?
Die richtigen Schlüsse aus diesen beiden prominenten Beispielen zog schon der römische Dichter Ovid, der in seiner Ars Amatoria durchaus offensive Tipps für das Erobern der holden Damen gibt. Unter diesen Tipps findet sich auch folgender: Ovid rät dazu, sich ein Mädel einfach zu schnappen, auch wenn es sich zu wehren scheint, denn tief in ihrem Inneren wolle das Mädchen ja eh und ziere sich nur pro Forma.
Ob man diesem Rat folgen soll, sei dahingestellt – zwar gibt ihm der Erfolg von Zeus und Romulus zwar recht, aber man sollte vielleicht am Rande anmerken, dass Paris es mit Helena ebenso tat und damit nicht ganz so ungeschoren davonkam … auch wenn Helena als schönste Frau aller Zeiten das Risiko vielleicht wert war ;)
Romulus‘ Nachfolger Lucius Tarquinius Superbus bzw. sein Sohn hat mit dieser Strategie aber ziemlich daneben gegriffen. Die schöne Lucrezia war eben keine wankelmütige Sabinerin, so dass das „Schäferstündchen“ letztlich zum Verlust der Königswürde führte. Eigentlich hätte also auch Ovid wissen müssen, dass diese Taktik durchaus nicht mit jeder Römerin klappt…
Ovid merkt sogar in der Ars Amatoria an, dass man sich vor etwaigen gehörnten Ehemännern in Acht nehmen sollte und Verschwiegenheit und Geheimnistuierei (z.B. nur altgedienten Sklaven als Vermittlern vertrauen, die einem treu sind) der Schlüssel zum Erfolg sind, weil sonst – wie es sich bei Lucrezia auch begeben hat – dem lieben Freier doch einige Unannehmlichkeiten blühen…
Ich glaube, die Zeussagen spiegelten teilweise auch wider, wie man so an Frauen kam in der Antike… Es ist zwar alles andere als historisch, aber im Roman „Die Feuer von Troia“ (Marion Zimmer-Bradley) kommen irgendwelche Kerle zur troianischen Küste und verschleppen mal schnell Hesione, die Tante der Protagonistin Kassandra.
Als Kassandra sich beschwert und fragt, ob man nicht versuchen wird, Hesione zurückzuholen, hieß es nur „Man wird sie dort verheiraten, aber immerhin muss ich keine Mitgift für sie zahlen“ und damit ist die Sache für alle Beteiligten (über das Schicksal Hesiones schweigt sich der Roman aus) erledigt. Nur Kassandra kann noch eine Weile darüber schmollen.
Das sagt viel über das damalige Frauenbild aus – Frauen waren Beute, fast schon Sache. Darum finde ich gerade im Kontrast zu den Seitensprüngen des Zeus die Geschichte von Odysseus und Penelope so faszinierend. Beide bleiben einander lange treu und Penelope lässt sich nicht als Beute oder Gegenstand verwenden. Sie ist eine kluge, verständige Frau, die selbst entscheidet, wem sie gehören will.
Anders Kassandra, die doch sehr fatalistisch dargestellt wird. Darüber lohnt es sich, nachzudenken.
Allerdings betrügt Odysseus Penelope auf seiner Reise mehrmals und das wird nicht mal als großartig schlimm dargestellt, wenn ich mich recht erinnere. Sondern das ist halt so, er ist halt ein Kerl, er darf das.