Fallstudie: Harry Potter und die Weihnachtszeit [Adventskalender Türchen 22]

tuerchen22Wie bereits hier angekündigt, nimmt auch die Weltenschmiede am Bloggeradventskalender der Tintenelfe teil. Wir haben das zweiundzwanzigste Türchen erwischt und bieten dem geneigten Leser darum heute Weihnachtliches aus der Welt der Weltenbastler.
Weihnachten und Fantasy… Weihnachten und Science-Fiction… Wenn man darüber nachdenkt, fallen einem nicht viele Beispiele ein. Spielen die Geschichten in eigenen Welten, so wird in diesen aus plausiblen Gründen in der Regel kein Weihnachten gefeiert.
Anders sieht es bei Fantasy aus, die in der realen Welt spielt – und besonders schön sieht man es bei „Harry Potter“.

Die Große Halle in Hogwarts

Harrys erstes Weihnachtsfest in Hogwarts ist gleichzeitig sein erstes glückliches Weihnachtsfest überhaupt.
Das liegt nicht nur an der prächtigen Aufmachung von Hogwarts – die große Halle zieren zwölf verschieden geschmückte, riesige Tannenbäume, die von Hagrid aus dem Verbotenen Wald geholt und von den Lehrern prächtig geschmückt werden. Rüstungen singen Weihnachtslieder und überall hängen Mistelzweige und Immergrün.
Zum ersten Mal in seinem Leben bekommt er in seinem ersten Jahr in Hogwarts richtige Geschenke von seinen Freunden und der Weasley-Familie – zum ersten Mal hat er das Gefühl, angenommen und willkommen zu sein.
Es liegt auch daran, dass die Ungleichheit zwischen den Schülern, die durch Haus- und Lehrertische entsteht, im dritten Schuljahr aufgelöst wird. Es sind so wenige Schüler da, dass Gryffindors und Slytherins, Harry und Snape, friedlich an einem Tisch sitzen und essen können.
Anders im vierten Schuljahr, denn im Zusammenhang mit dem Trimagischen Turnier wird ganz Hogwarts zu Ehren der ausländischen Gäste in ein Weihnachtswunderland verwandelt. Was allerdings einigen ausländischen Gästen nicht reicht…
Das ist das letzte Mal, dass Harry, Ron und Hermine über Weihnachten in Hogwarts bleiben.

Weihnachten im Grimault-Place

Der Beginn von Harrys Ankunft im Grimmault-Place an Weihnachten ist von seinem schlechten Gewissen getrübt, weil er sich sicher ist, Arthur Weasley angegriffen zu haben. Erst nachdem Ginny ihn dahingehend beruhigen kann, ist er in der Lage, sein Weihnachtsfest in Sirius‘ Haus zu genießen.
Es ist das erste Mal, dass er Weihnachten nicht in Hogwarts feiert.
Auch wenn das Buch das Hauptaugenmerk auf Harry und seine erhaltenen Geschenke legt, ist es weitaus wichtiger, was die anderen einander geschenkt haben. Denn daraus, dass Ron Hermine ein Parfum schenkt – auch wenn er von ihr nur einen Hausaufgabenplaner erhalten hat – und sie freut sich sehr darüber. Schenkt man aber jemandem Parfum, mit dem man lediglich befreundet ist?
Insgesamt kann das Weihnachtskapitel – im Nachhinein betrachtet – als Dreh- und Angelpunkt der Story betrachtet werden. Zahlreiche Ereignisse, die erst in den letzten Kapiteln geschehen, werfen hier ihre Schatten voraus. So mutmaßen Harry, Ron und Hermine, Kreacher könnte aus dem Haus entwischt sein – was sich als fatal erweist. Auf der geschlossenen Station von St. Mungo sind sie außerdem dabei, als jemand Broderic Bode mit einer als Topfpflanze getarnten Teufelsschlinge ermordet – später erfahren sie, dass der Unsägliche unter dem Imperiusfluch gezwungen werden sollte, die Prophezeiung für Voldemort zu stehlen.
Harry feiert nur ein einziges Mal im Grimault-Place Weihnachten. Sirius‘ Tod verleidet es ihm.

Weihnachten im Fuchsbau

Dieses Weihnachtsfest gibt – im Unterschied zu den Feiern in Hogwarts oder der etwas improvisierten Atmosphäre im Grimault-Place – einen Einblick darin, wie eine typische Magierfamilie Weihnachten feiert. Dabei unterscheiden sich die Feierlichkeiten nur wenig von den allgemein in England verbreiteten Bräuchen.

Weihnachten auf der Flucht

In Band sieben verbringen Harry und Hermine zum ersten und einzigen Mal ein Weihnachtsfest ohne Ron.
Es ist keine Weihnachtsfeier im eigentlichen Sinne eines Festes, aber Harry und Hermine besuchen in der Hoffnung auf Hinweise Harrys Heimatort Godrics Hollow.
Dort besuchen sie das Grab von Harrys Eltern sowie die Gräber von Dumbledores Mutter und Schwester, außerdem die Ruine von Harrys altem Haus.
Ähnlich wie in Band fünf stellt auch hier die Weihnachtsepisode einen Wendepunkt in der Geschichte dar – und füllt in diesem Band sogar zwei Kapitel.
Beim Angriff der vermeintlichen Bathilda Bagshot zerflucht Hermine versehentlich Harrys Zauberstab, als sie gerade noch rechtzeitig vor Voldemorts Rückkehr mit ihm verschwindet. Außerdem erfährt er aus Voldemorts Perspektive den Moment seines Körperverluts und erhält wichtige Informationen.

Von hier an muss Harry sich mit anderen Zauberstäben abmühen und ist dadurch gehemmt.

Fazit

Weihnachten fungiert in den Harry-Potter-Bänden immer wieder als zentraler Wendepunkt im Storyverlauf. Je nach Art der Weihnachtsfeier spiegelt das Weihnachtsfest nicht nur die Grundstimmung des Bandes, sondern ist oft auch Dreh- und Angelpunkt für die Handlung.

Oft sind unter den Weihnachtsgeschenken Gegenstände, die sich als essentiell für die zweite Hälfte des Buches erweisen (wie zum Beispiel der Tarnumhang) oder ein wichtiger Gegenstand wird verloren, wie im Falle von Harrys zerbrochenem Zauberstab im siebten Band.

Besonders clever angesichts dessen, dass die Weihnachtsepisoden meist locker-flockig weggelesen werden und ihre Aha-Effekte erst im Laufe der zweiten Buchhälfte verstreuen.

So schafft J.K. Rowling nicht nur eine schöne Atmosphäre, sie zeigt Jungautoren und Weltenbastlern auch, wie man geschickt Spannungsknoten und Hinweise in Bräuche und Traditionen kleidet.

Morgen öffnet sich das nächste Türchen auf http://ninespo.wordpress.com/ – schaut dort vorbei!

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Über Katherina Ushachov

Lektoriert, liest alpha, beta, gamma und omega. Administriert Foren, entdeckt beim Schreiben und schafft dabei Trilogien in neun Bänden. Dichtet.
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9 Antworten zu Fallstudie: Harry Potter und die Weihnachtszeit [Adventskalender Türchen 22]

  1. Annika Bühnemann schreibt:

    Was ich mich schon früher beim Lesen gefragt habe: Was feiern die Zauberer denn? Wohl kaum Christi Geburt, oder?

    • Evanesca Feuerblut schreibt:

      Das ist eine gute Frage… Andererseits feiere ich auch Weihnachten, obwohl ich keine Christin bin.
      Und zumindest irgendeiner Form des Christentums scheinen die britischen Zauberer teilweise ja anzugehören, immerhin ist Harry vermutlich getauft (nehme ich an, weil Sirius Black sein Pate ist).
      Für Zauberer ist der Gedanke, Magie wäre Teufelswerk und mit Religion nicht zu vereinbaren, vermutlich unlogisch :)

  2. Aleshanee schreibt:

    Huhu!
    Das ist ein Beitrag ganz für mich ;)
    Da krieg ich sofort Lust, entweder zu lesen oder die Filme zu gucken. Einige Dinge, die du genannt hast, sind mir tatsächlich noch gar nicht so aufgefallen ^^

    Wird wirklich Zeit, dass ich die Bücher mal wieder lese, aber nächstes Jahr gibt es ja extra dafür eine Challenge, da freu ich mich schon drauf!

    GLG und einen schönen Adventssonntag!
    A. Weltenwanderer

    • Evanesca Feuerblut schreibt:

      Hallo!

      Freut mich, dass dir der Artikel so gut gefallen hat! :D
      Harry Potter hat etwas Nostalgisches :).
      Als Weltenbauer schauen wir ja immer darauf, was sich aus den Schöpfungen anderer Autoren für das Basteln eigener Welten lernen lässt. Und ich glaube, wir haben noch bei Weitem nicht alles ausgelotet, was es allein bei Harry Potter zu entdecken gibt :).

      Viel Spaß beim Neulesen!

      LG,
      Evanesca

  3. cazze schreibt:

    Echt schöner Artikel, jedoch ist das Weihnachtsfest, an dem so wenig Schüler da sind, dass Schüler und Lehrer an einem Tisch sitzen im dritten Band und nicht im zweiten. Es kommt Trelawney herein und regt sich auf, dass dreizehn Leute an einem Tisch sitzen und in Band zwei kannten Ron und Harry Trelawney ja noch nicht.

  4. Becky schreibt:

    Aus der Perspektive habe ich das noch gar nicht betrachtet, aber du hast absolut Recht. Toller Beitrag! :)

  5. Pingback: Fallstudie: Weihnachten in Narnia [Adventskalender-Türchen 10] | Weltenschmiede

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