Fallstudie: Zeitreisen VIII – W.A.R.P. Der Quantenzauberer

Zeitreisen sind in der Literatur allmählich wieder en vogue – nachdem Zeitreisen eine Zeit lang eher vereinzelt in modernen Werken zu finden waren, erschien mit Eoin Colfers Reihenauftakt „Der Quantenzauberer“ Band eins der Zeitreisenserie „W.A.R.P.“ und das Untergenre der Fantastik erfreut sich größerer Beliebtheit denn je.
Grund genug, den Serienauftakt unter die Lupe zu nehmen. Möglicherweise können die Folgebände hier noch mit Ergänzungen aufwarten, diese werden sobald wie möglich nachgetragen!

Das Konzept ist einfach, aber originell: Was wäre das perfekte Zeugenschutzprogramm? Natürlich eins, bei dem man die Zeugen wichtiger Kriminalfälle nicht rein zufällig doch noch beim Einkaufen erwischt und sie am nächsten Tag tot im nächsten Fluss schwimmen. Was ist die Lösung? Man verstecke die Zeugen hundert Jahre in der Vergangenheit. Nur hat diese Idee des FBI einen kleinen Haken…

Funktionsweise der Zeitmaschine

Im Roman kommen zwei Zeitkapseln vor – wobei die eine altmodischer und größer ist als die andere. Beide funktionieren annähernd nach dem selben Prinzip.
Mit Hilfe von Programmen, die auf alternativen Betriebssystemen und entsprechend alternativen Laptops aus den achtziger Jahren basieren, löst die Zeitkapsel alle Kapselinsassen in ihre Quanten* auf und setzt sie am Zielort wieder daraus zusammen. Die Quanten werden dabei durch ein Wurmloch in die andere Zeit geschickt. Dabei können gelegentlich Mutationen auftreten. Kurz nach der Neuzusammensetzung haben die Zeitreisenden eine sogenannte „Zen-Phase“, in der sie eine wunderbare Gemütsruhe verspüren.
Um in der Vergangenheit zu landen, muss am anderen Ende allerdings eine Plattform aus Eisen angebracht sein – oder ein eisernes Bett, wie im Falle des Verstecks von Charles Smart.
Will man dagegen aus der Vergangenheit in die Gegenwart zurückkehren, benötigt man einen Timekey – diese trägt man meistens an einer Kette um den Hals und man sollte sie so einstellen, dass man auch wirklich in der Zukunft landet, um nicht einfach zwischen den Zeiten zu verschwinden.

*Quanten sind kleinste Mengeneinheiten von Materie oder Energie und weder mit Atomen noch mit Quarks gleichzusetzen.

Einschränkungen

Die Zeitmaschine kann den Zeitreisenden nicht in eine beliebige Zeit zurückschicken – man kann exakt eine bestimmte Anzahl an Jahren – im Falle der Zeitmaschinen im Buch 150 – vor- oder zurückreisen. Vergeht jedoch in der Vergangenheit eine halbe Stunde, ist sie auch in der Zukunft vergangen. Man kann also nicht im selben Moment wieder auftauchen, in dem man verschwunden ist. Gleiches geht umgekehrt für die Vergangenheit.
Wie oben bereits erwähnt, kann es außerdem vorkommen, dass bei der Durchquerung des Zeitkanals Mutationen vorkommen. So soll schon mal ein Agent mit einem Dinosaurierkopf zurückgekehrt sein und sich daraufhin das Leben genommen haben.
Ohne Timekey und Metallplatte am Landeplatz für die Zeitmaschine steckt man außerdem unwiderruflich in der Vergangenheit fest und es gibt natürlich keine Möglichkeit, im viktorianischen London an die Bauteile für einen Timekey zu gelangen.

Auswirkungen von Veränderungen auf die Zeitströme

Auf den ersten Blick scheint es, als würde es keine Auswirkungen geben. Zumindest im ersten Band werden alle Gegenstände, Bücher und Musikstücke aus der Zukunft, die von Terry Carter neu „erfunden“ worden waren und von denen die Bevölkerung wusste, wieder vernichtet und gehören somit vollständig in die Zukunft. Doch der Epilog deutet an, dass noch Zeitreisende – oder Menschen, die von der Zukunft wissen – herumschwirren.
Und der erste Ausblick auf Band zwei deutet verheerende Auswirkungen auf die Gegenwart an. Mehr kann jedoch erst dazu gesagt und geschrieben werden, wenn Band zwei gelesen ist ;-).

Etwaige Widersprüche im Konzept

Vorerst konnten keine gefunden werden – die Zeitreise wirkt stimmig und sehr spannend wissenschaftlich erklärt. Dabei folgt die Erklärung den neuesten wissenschaftlichen Kenntnissen und da nur in die Vergangenheit oder in unsere Gegenwart gereist wird, können Berichte über eine etwaige Zukunft nicht veralten.
Auch hier wird es mehr zu spekulieren geben, wenn weitere Bände der Reihe erschienen sind.

Weltenbauerisches Fazit

Das Konzept ist gleichzeitig originell – schließlich hat noch niemand darüber geschrieben – und sehr naheliegend. Denn wo kann man Zeugen besser verstecken, als in einer anderen Zeit?
Auch die Zeitreise an sich ist sehr logisch aufgebaut und kommt mit einer gesunden Mischung aus Klischeeanspielungen und neuen Ideen daher.
Wer also sehen will, wie ein spannendes und schlüssiges Zeitreisebuch konzipiert ist, sollte auf jeden Fall in den „Quantenzauberer“ reinlesen.

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Über Katherina Ushachov

Lektoriert, liest alpha, beta, gamma und omega. Administriert Foren, entdeckt beim Schreiben und schafft dabei Trilogien in neun Bänden. Dichtet.
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5 Antworten zu Fallstudie: Zeitreisen VIII – W.A.R.P. Der Quantenzauberer

  1. wernerelbert schreibt:

    Hat dies auf welbertblog rebloggt.

  2. Pingback: Fallstudien: Zeitreise – auf “Weltenschmiede” | Treffpunkt Phantastik

  3. fruehstuecksflocke schreibt:

    Anfangs hat es mich ja sehr an „Die indische Uhr“ erinnert, grad was das „Man kann nur eine bestimmte Zeit in der Vergangenheit zurückgehen“ anbelangt.
    Ich frage mich ja, ob es auch Wurmlöcher gibt in der Handlung, die mehr als 150 Jahre zurückreichen. Es wird ja im Buch auch einmal die Theorie geäußert, dass Leonardo da Vinci ein Zeitreisender hätte sein können, weil er so viel wusste. Wäre spannend, wo sich noch überall Zeitreisende rumtreiben. Bin sehr gespannt auf Teil 2 (auch weil ich gern wüsste, wer die Zeitreisenden am Schluss des Buches sind ^^)

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