Fallstudie: Meerwesen II – die Meermenschen in „Clyátomon“

Wird man gebeten, Fantasyvölker aufzuzählen, fallen den Meisten spontan die klassischen tolkiesken Rassen ein – Fans von Urban Fantasy erwähnen vielleicht noch Vampire und Werwölfe, allenfalls Dämonen. Leider gibt es jedoch nur wenige bekannte Fantasybücher, in denen die Meerwesen an erster Stelle stehen. Anders in Andrea Bannerts Roman „Clyátomon – Die Schlacht um die versunkenen Reiche“, wo sich die Protagonisten weitestgehend unter Wasser bewegen.
Marc, Andreas und Manuela wachen eines Nachts auf und stellen fest, dass sie sich in solche Meermenschen zu verwandeln beginnen…
Doch was hat es mit ihren Meermenschen – die sich selbst abgrenzend zu den „Landmenschen“ übrigens einfach als Menschen bezeichnen – auf sich?

Aussehen

Auf den ersten Blick sehen die Meermenschen aus, wie Elfen – sie haben spitze Ohren und meist lange und wehende Haare auch bei Männern.
Es gibt jedoch einige Merkmale, die sie deutlich von Elfen nur unterwasser unterscheiden. So haben sie zwischen Fingern und Zehen Schwimmhäute, um im Wasser schneller vorwärtszukommen. An Land sind diese Schwimmhäute allerdings ein starkes Handycap – nicht nur, weil sie auffallen und somit eventuell einen verrückten Wissenschaftler auf den Plan rufen würden. Es ist nicht besonders bequem, mit schwimmhautbewehrten Füßen an Land zu laufen und die gängigen Schuhe sind zu klein.
Hinter den Ohren haben Meermenschen Kiemen, die ihnen das problemlose Atmen unter Wasser ermöglichen. Außerdem müssen sie nicht trinken, da sie beim Atmen durch ihre Kiemen Wasser aufnehmen.

Kräfte

Alle Meermenschen können schnell und ausdauernd schwimmen.
Einige haben zusätzlich magische Kräfte, da sie selbst oder ihre Vorfahren mit dem Clyátomon – einem magischen Stein göttlicher Herkunft – in Berührung gekommen sind und die Kräfte dabei auf sie abgefärbt haben. So kann Manuela in begrenztem Maße hellsehen, Lanthan kann seine Gedanken auf eine Art Projektionsfläche mitten im Wasser übertragen und sie so anderen zeigen. Andreas ist in der Lage, sich telepathisch mit Meeresdrachen zu unterhalten.
Bringt man Meermenschen als Babys an Land, werden sie zu Landmenschen und verwandeln sich erst später in Meermenschen. Diese Verwandlung ist allerdings irreversibel.

Schwachstellen

Meermenschen können normalerweise nicht länger als zwei Stunden an Land verbringen, ehe sie sterben. Selbst wenn sie vor Ablauf dieser Zeit ins Meer zurückkehren, können sie so geschwächt sein, dass sie den Strapazen erliegen. Ihre Haut ist weitaus dünner als die der Landmenschen, sodass sie an Land vertrocknen und schlussendlich qualvoll ersticken.
Manuel, Marc und Manuela sind nur in der Lage, an Land zu gehen und dort länger als zwei Stunden zu bleiben, weil ihre Verwandlung in Meermenschen im Roman noch nicht abgeschlossen ist.
In der Regel sind Meermenschen kaum oder gar nicht in der Lage, an Land normal zu gehen. Nicht nur wegen den Schwimmhäuten zwischen den Zehen – sondern auch, weil sie die Schwerkraft und das Fehlen des Wasserdrucks nicht (mehr) gewohnt sind und sich die Bewegungsabläufe beim Schwimmen von dem beim Laufen stark unterscheiden.

Wo leben sie?

Die Meermenschen im Roman sind Bewohner eines der drei Unterwasserreiche Delryen, Dorkas und Freywana. Diese Staaten liegen recht nah beieinander, zur Grenze gehört unter anderem ein sehr tiefer Graben und der gefährliche, nahezu unpassierbare Janinenstrudel.
Freywana ist von Pflanzen überwuchert, die eine Art Dschungel bilden. Es ist sehr schwer, in diesem Land im Dunkeln die Orientierung nicht zu verlieren oder sich in den Pflanzen zu verfangen.
Ob Meermenschen auch außerhalb dieser drei Staaten leben (können) ist unbekannt – wäre jedoch vermutlich grundsätzlich möglich, schließlich lebt der weise Lanthan auch in den Bergen etwas außerhalb. Allerdings haben die Bewohner der drei Reiche noch nie jemanden getroffen, der aus einem anderen Wasserreich stammt. Was nicht bedeutet, dass es keine gibt!
Nachdem Custror in Erfahrung gebracht hat, dass unter den Landmenschen Mythen von Atlantis kursieren und von diesen erzählt hat, bezeichnen die Meermenschen selbst die drei Meeresländer als „versunkene Reiche“.

Ihre Gesellschaft

Bei allen drei Staaten handelt es sich um eine Erbmonarchie – auf die Demokratie angesprochen, reagieren die Meermenschen eher skeptisch.
Jeder Meeresstaat wird von der Hauptstadt aus von einem König oder einer Königin und dessen Beratern regiert. Dabei residieren die Könige mit ihrem Hofstaat in einem Pallast.

Religion

Die Meermenschen glauben daran, dass die Vier Weisen die Welt, das Meer und alle Lebewesen darin erschaffen haben. Bei den vier Weisen handelt es sich um den Unterwasserlöwen Cornus, Linatha der Unterwasserstute, Saristratos den Unterwasserhirsch und Jurmbar den Unterwasserdrachen. Äußerlich erinnern sie an die entsprechenden Landtiere, der Schwanz des Löwen ist jedoch beispielsweise eine Flosse.
Allerdings tauchen die Vier Weisen tatsächlich in der Geschichte auf, sind also nicht nur bloße Mythen. Sie sind nicht allwissend und verfügen jeweils über bestimmte Kräfte, sind jedoch nicht allmächtig.

Fazit

Andrea Bannert hat eine sehr stimmige und spannende Unterwasserwelt gezeichnet, die griechische Mythologie mit fundiertem Wissen über das Überleben unter Wasser und die Anatomie von Meereswesen vereint. Ihre Meerwesen sind in sich stimmig und man merkt das sorgfältige Nachdenken der Autorin auch anderen Details der Welt an.
Nicht nur ein Lesevergnügen für die Artikelschreiberin, sondern auch ein gutes Vorbild für alle, die selbst Meermenschen erfinden wollen.

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Über Katherina Ushachov

Lektoriert, liest alpha, beta, gamma und omega. Administriert Foren, entdeckt beim Schreiben und schafft dabei Trilogien in neun Bänden. Dichtet.
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