Fallstudie: Weihnachten in Narnia [Adventskalender-Türchen 10]

Wie wir bereits verlautbart haben, nimmt die Weltenschmiede auch dieses Jahr wieder am Blogger-Adventskalender teil, den die fabelhafte Tintenelfe vom Tintenhain ausrichtet. An wem das spurlos vorbeigegangen ist, der kann sich den Kalender und alle bisher erschienenen Beiträge hier ansehen.

Widmeten wir uns letztes Jahr noch den Weihnachtsfeierlichkeiten in Rowlings Harry-Potter-Serie, so bleiben wir auch dieses Jahr den fiktiven Welten treu und schauen uns Narnia von C.S. Lewis an.

Das Land, in dem immer Winter ist und niemals Weihnachten

Obwohl manche Verlage die ganze Serie übereifrig damit beworben haben, ist es tatsächlich nur im ersten (nach mancher Zählung auch zweiten) Band der Serie – Der König von Narnia – wirklich immer Winter und niemals Weihnachten.

Die weiße Hexe Jadis herrscht grausam und unerbittlich über Narnia. Dryaden, Nymphen, Löwen, Füchse, Biber & Co. werden unterdrückt, leben in ständiger Furcht. Manch einer hat die Seiten gewechselt, niemand weiß, wem er trauen kann. Sogar vereinzelte Bäume stehen auf Seiten der Hexe. Wer nicht spurt, wird zu Stein verwandelt.

Und um all diese Grausamkeiten zu toppen, hat die weiße Hexe einen ewigen Winter über Narnia verhängt – ein Winter, in dem es nie Weihnachten ist.

Wie zentral dieses Verbot von Weihnachten in der Geschichte ist, wird an mehreren Stellen deutlich.

Die erste Erwähnung der Hexe

Als erstes der vier Kinder, die die Hauptpersonen in diesem Narnia-Band darstellen, gelangt Lucy in die Welt von Narnia durch den berühmt-berüchtigten Kleiderschrank. Sie findet sich in einem verschneiten Wald wieder, entdeckt eine Straßenlaterne und direkt darunter den Faun Herr Tumnus. Herr Tumnus, anständiger und wohlerzogener Faun, der er ist, lädt Lucy zu einem Tässchen Tee ein – nur um ein paar Seiten einzugestehen, dass er ganz und gar nicht anständig und wohlerzogen ist, im Gegenteil: Herr Tumnus ist ein Scherge der weißen Hexe und sein Auftrag lautet, Lucy zu entführen. An dieser Stelle hören wir das allererste Mal überhaupt von ihr, und das Gespräch läuft folgendermaßen ab:

„Die weiße Hexe? Wer ist denn das?“
„Nun, sie ist es, die ganz Narnia unter ihrer Fuchtel hat. Sie ist dafür verantwortlich, dass es hier immerzu Winter ist. Immer Winter und niemals Weihnachten; stell dir das vor!“
„Wie schrecklich!“, sagte Lucy.

Zweifelsohne ist die weiße Hexe eine fürchterliche Herrscherin – aber kein weiteres Verbrechen wird von Tumnus genannt. Das Weihnachtsverbot ist schrecklich genug, besonders für ein Kind wie Lucy. Der Winter ist bereits eine garstige Jahreszeit, es ist kalt, die Natur ist vermeintlich leblos und tot, man kann nicht raus gehen, hat drinnen zu bleiben. Einziger Lichtblick hierbei wäre die Weihnachtszeit mit Geschenken, Tee und Plätzchen, und selbst das hat die Hexe den Bewohnern von Narnia genommen.

Bezeichnenderweise bleibt das „Immer Winter, niemals Weihnachten!“-Attribut an der Hexe bei jeder weiteren Erwähnung haften: So etwa wenn Lucy Edmund von der Hexe erzählt, oder später, wenn sie auch Susan und Peter über die Hexe aufklärt.

Der Zauber bröckelt

Im Laufe der Geschichte kehrt Aslan zurück, und stets kontrastiert Lewis hierbei Aslan und die Hexe. Zum Beispiel schreibt er, die Kinder würde ein frühlingshaftes Gefühl ergreifen, als Herr Biber den Namen Aslans das erste Mal ausspricht. Edmund hingegen, der unter dem Bann der Hexe steht, nimmt das selbe Gefühl als ganz schrecklich war – kein Wunder, ist doch der Frühling der Feind des Winters.

Mit der nahenden Wiederkunft Aslans schwinden die Kräfte der Hexe, und auch Weihnachten kehrt wieder. Es ist schließlich der Weihnachtsmann, der den Kindern und Herrn und Frau Biber als erster auf ihrer Flucht zum Steinernen Tisch begegnet – und er bewirtet sie mit heißem Tee, nachdem er ihnen Geschenke übergeben hat.

Die Geschenke des Weihnachtsmannes spiegeln hierbei die Aufgaben wieder, die die Kinder im Laufe der Handlung zu erfüllen haben. Für Peter gibt es Schwert und Schild, für Susan Bogen und Horn und für Lucy ein Fläschchen mit einer Tinktur, die Wunden heilt.

Besonders hieran ist, dass der Weihnachtsmann diese Gaben verteilt, noch ehe Aslan wiederkehrt und es absehbar ist, welche Aufgaben den Kindern wirklich zukommen werden.

So spricht Aslan später am Steinernen Tisch gerade mit Peter über seine Pläne, als Susans Horn ertönt – Feinde kamen, um sie zu ergreifen. Nur dank des Horns wird Susan gehört und kann gerettet werden.
Wäre das Horn nicht gewesen, so wäre Aslans Plan bereits hier gescheitert.

Es ist ganz klar Aslans Aufgabe, die weiße Hexe zu besiegen und den Winter von Narnia zu nehmen – schließlich kann nur er die Versteinerungen aufheben und den Winter vertreiben.
Doch auch der Weihnachtsmann ist ein Widersacher der Hexe, nimmt er doch die von Aslan gedachte Aufgabenverteilung der Kinder bereits vorweg. Am Ende gelingt Aslans Plan auch nur aufgrund der Gaben des Weihnachtsmannes – Susan hätte keine Hilfe rufen können, Peter hätte waffenlos gegen Maugrimm antreten müssen und ohne Lucys Tinktur wäre Edmund wohl nach der Schlacht seinen Wunden erlegen.

Der Weihnachtsmann ist mindestens eine Aslan gleichgestellte Kraft – und das Weihnachtsfest der stärkste Indikator für die Macht der Hexe.

Wir hoffen, ihr fandet diesen kurzen Ausflug in die Weihnachtswelt von Narnia genauso weihnachtlich wie wir. Das nächste Türchen gibts morgen bei booksknittinglife. Wir freuen uns schon!

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Über fruehstuecksflocke

Tätig als Studiosus, Autor, Blogger, Leser; außerdem Zusatzqualifikationen: Zitatesammler, Schwammaufsauger von jeglicher Nichtigkeit und leidenschaftlicher Verlierer beim Schachspiel.
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2 Antworten zu Fallstudie: Weihnachten in Narnia [Adventskalender-Türchen 10]

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