Ein Punkt, auf den bei High-Fantasy-Welten oft vergessen wird, sind Sternbilder. Zwar hört man immer wieder in den klassischen Prophezeiungssituationen, dass die Sterne dem Helden sein Schicksal vorausgesagt hätten oder dass der zukünftige Bösewicht unter einem schlechten Stern geboren sei, aber man kann sich oft des Eindrucks nicht erwehren, dass viele Weltenbastler nicht so wirklich wissen, was sich da am Nachthimmel eigentlich abspielt.
Das ist schade. Denn um genau zu sein ist unser Sternenhimmel nicht nur etwas Einmaliges (kein anderer Planet hat ihn), sondern auch das Einzige, was ein Mensch aus dem alten Babylon, wenn er zufällig in eine Zeitmaschine stolpern würde, heutzutage noch wiedererkennen würde.
Und nicht nur das, auch vieles, was alte Kulturen mit den Sternen verbunden haben, ist auch heute noch tief in unserer Kultur verankert.
Zeit, sich Sternbilder anzusehen.
Wie kommen Sternbilder zustande?
Sternbilder entstehen allein durch die Willkür des Beobachters. Es gibt am Nachthimmel unzählige Sterne, die in keinerlei Bezug zueinander stehen. Nehmen wir etwa die Sterne Antares und Dschubba, beide aus dem Sternbild Skorpion. Antares ist von uns 553,75 Lichtjahre entfernt, Dschubba hingegen „nur“ 401,67 Lichtjahre. Diese beiden Sterne haben nichts miteinander zu tun – außer, dass sie an unserem Nachthimmel in einer Linie zu liegen scheinen.
Es gibt helle, dunkle, große, kleine, weiße, rote Sterne. Sterne, die vermeintlich allein und isoliert sind. Sterne, die sich mit anderen fast auf die Füße treten. Sterne, die in Linien angeordnet sind, Sterne, die nirgends dazugehören. Sterne, die ins Auge stechen und solche, die es nicht tun.
Aus diesem riesigen „Chaos“ am Nachthimmel schafft das Auge des Beobachters Strukturen. Sterne werden zu Linien zusammengefasst, Linien zu Körpern. Welche Sterne dabei von den alten Kulturen gruppiert wurden, könnte man höchstens mit Willkür erklären.
Mit diesen so entstandenen Sternbildern verknüpften die alten Kulturen ihre Mythen.
Dabei gibt es zwei Möglichkeiten: Die Geschichte einzelner Sterne vs. die Geschichte eines ganzen Sternbildes.
Geschichte einzelner Sterne
Bei Geschichten einzelner Sterne spielen – wer hätt’s gedacht – einzelne Sterne eine tragende Rolle. Es wird also keine Figur am Himmel konstruiert, die eine mythische Figur repräsentiert, sondern die Sterne selbst repräsentieren die Figur.
Ein Beispiel hierfür wären etwa die Sterne Altair und Wega. In der chinesischen und japanischen Mythologie ist Altair ein Kuhhirte, in den sich die Fee Wega verliebt. Wega kommt zur Erde und bleibt dort, sie und Altair heiraten, haben Kinder. Er hütet die Kühe, sie sitzt am Webstuhl. Der Himmelskaiser ist über das Fernbleiben von Wega aber erzürnt, er trennt die beiden und Wega wird zurück an den Himmel beordert. Altair folgt ihr und als er Wega einholt, werden sie von einem Fluss getrennt. Diesen Fluss wiederum repräsentiert die Milchstraße am Himmel.
Geschichte eines ganzen Sternbildes
Bei der Geschichte eines ganzen Sternbildes werden mehrere Sterne zu einem Bild zusammengefasst. Ein Beispiel hierfür wäre etwa das Sternbild Orion.
Der mythologische Hintergrund des Orion ist kompliziert, da es um den griechischen Jäger Orion mehrere Sagen gibt. In einer dieser Sagen trifft Orion auf einen Skorpion, der ihn sticht. Orion stirbt daraufhin, doch da er den Göttern wichtig war, wurde er zur Rettung an den Himmel versetzt.
Auch der Skorpion wurde an den Himmel versetzt, damit ein solches Unglück nie wieder geschehen kann – und um zu verhindern, dass der Skorpion Orion am Himmel nicht erneut verletzen kann, haben die Götter es so eingerichtet, dass sie nie zur selben Zeit am Himmel stehen. So ist Orion ein Wintersternbild, während der Skorpion ein Sommersternbild ist.
Man könnte es auch so sehen, dass die beiden sich immer noch gegenseitig jagen.
Gerade am Beispiel von Orion und dem Skorpion zeigt sich, dass auch die Geschichten mehrerer Sternbilder, die sich auch am Nachthimmel gar nicht nahe sind, trotzdem miteinander verwoben sein können.
Fazit
Der Nachthimmel steckt voller Geschichten und Inspiration. Schaut ihn euch an, seine Schönheit ist unglaublich.
Für Weltenbastler kann es sich lohnen, ihn genauer anzuschauen. Der Sternenhimmel ist für jeden Planeten einzigartig und verändert sich während des Jahres, da die Planeten selbst um ihre Sterne kreisen und so ihren Blickpunkt auf das Universum täglich ändern.
Man kann am Nachthimmel die Jahreszeiten ablesen, das Schicksal von Neugeborenen vorherbestimmen (man denke nur an die Tierkreiszeichen!), ihn als Hintergrund für eine romantische Szene verwenden, die Kultur der fiktiven Welt verdeutlichen und vieles mehr.
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(bei allen Sternbildern in diesem Posting handelt es sich um Screenshots aus der kostenlosen und quelloffenen Software Stellarium)
Vielen Dank für die Anregung. Nur leider ist es ja in unseren Breiten dank des Lichtsmogs gar nicht mehr so einfach Sterne zu beobachten. Die Milchstraße hab ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen, nur in Gedanken oder dank Bildern sehe ich die Götter auf dieser spazieren. Die Software kommt da schon eher in Frage – leider als Anmerkung dazu.
Wo genau befinden sich deine Breitengrade denn?
In Städten hat man zugegebenermaßen kaum eine Chance, wirklich viele Sterne zu sehen. Im Vorstadtbereich sind die wirklich hellen (z.B. großer Wagen, Orion) grad so noch sichtbar.
Ansonsten lohnt sich ein Ausflug aufs Land immer. Einfach mal Isomatte, Schlafsack &. warme Socken einpacken und unterm Sternenhimmel campieren ;)